Fünf Ausstellungskapitel im Kunstmuseum Reutlingen | Spendhaus versuchen, das Wesentliche und Wiederkehrende der Bildkunst Strawaldes erlebbar zu machen. Man möchte dem Künstler unterstellen, in seinen Gemälden eine Geheimsprache zu erfinden, doch sind es letztlich Wirklichkeitsmuster, denen er als Künstler nachgibt. Für Strawalde wohnt auch den kleinsten Dingen ein Zauber inne. Das Ornamentale und Textile, die gestischen, musikalischen und fließenden Farbaufträge, das Spannungsverhältnis von Materialität und Spontaneität stehen im ersten Ausstellungskapitel im Fokus, das auch seine neuesten, abstrakten Werke präsentiert. Die Frau – als eines seiner bekannten Bildmotive – offenbart sich hier als Sehende. Schwarzweiß, doch voller Wunder – für Strawalde ist Sehen eine Berufung, und gerade seine großformatigen schwarzen, weißen und schwarz-weißen Malereien zeugen von der durch die Kunst nach außen gewandten Innerlichkeit.
Musik bleibt zeitlebens eine Passion, die sich eher in sublimierter Form in seiner Kunst als in Jürgen Böttchers Leben manifestiert. Die Bewegung seiner aus Tusche gewachsenen Phantasiegeschöpfe, sein Tuschetanz auf dem Papier, lässt Form und Zufall zu stimmigen Kompositionen zusammenwachsen. Der Mensch in der Landschaft und ein tiefes Naturempfinden nehmen in Strawaldes Œuvre einen größeren Platz ein, als man zunächst vermuten könnte. Zeitlebens spielt Strawalde ein Spiel mit der Kunst. So darf in der Ausstellung ein Kapitel über seine Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte, mit Alten und Neuen Meistern nicht fehlen. Der Künstler tritt hier nicht nur in einen – wahlweise respekt- oder humorvollen – Dialog, sondern lotet in seinen bekannten Übermalungen von Kunstpostkarten immer wieder auch die Grenzen dessen aus, was im Umgang mit den Kollegen aus früheren Zeiten legitim ist, wie weit man gehen darf.
Begleitend zur Ausstellung werden in Kooperation mit KAMINO Filme von Jürgen Böttcher gezeigt.
Kuratorinnen: Ina Dinter und Anna Nerobova
Zur Ausstellung erscheint im DISTANZ Verlag, Berlin ein Katalog mit Textbeiträgen von Carolin Quermann, Benjamin Rux, Ina Dinter und Anna Nerobova.