"The Responsive Body" SALI MULLER & J.H. IVERSEN
Die Werke von Sali Muller (*1982 Luxemburg, Conceptual Art/Ultra Contemporary) und Johannes Holt Iversen (*1989 Dänemark, Light and Space/Contemporary) bewegen sich im dreidimensionalen Raum zwischen dem flächigen Objekt, dem räumlichen Licht und dem Betrachter/der Betrachterin. Sowohl das Licht als auch der Betrachter/die Betrachterin verändern durch ihre Einwirkung das Objekt signifikant und bilden so eine Einheit, die untrennbar miteinander verwoben ist. Die Arbeiten von Muller und Holt Iversen gehen über die Wahrnehmung des bloßen Auges hinaus und ergänzen diese durch den Moment der Bewegung.
Erst durch den Einfluss des Lichtes zeigen sich die Intentionen der Künstler*Innen, die hinter jedem der Werke stehen – Kanten, Ebenen und Rundungen werden erkennbar und reflektieren die Lichtstrahlen im Raum; Farben werden erst durch das Licht sichtbar und verändern sich mit dessen Bewegung. Es entstehen Kunstwerke, welche nicht durch ihre physische Form begrenzt sind, sondern den Raum miteinbeziehen und diesen durch den immateriellen Bewegungszustandes des Lichtes verändern und in neue Gestalt tauchen.
Während das Licht das Kunstwerk optisch im Raum erweitert und seine zahllosen Facetten zum Vorschein bringt, partizipiert der Betrachter/die Betrachterin durch seine/ihre Bewegung mit eben diesem und ruft so eine visuelle, rein subjektive Veränderung hervor. Mit jeder Bewegung; mit jeder Veränderung des Abstandes oder Höhe der Betrachtung, verändert das Objekt sich in Form, Farbe und Intensität.
Das gewählte Material schafft zudem einen Moment der Wiedererkennung, da der Betrachter/die Betrachterin sich in dem Objekt spiegeln kann und sich durch die Struktur und Farbigkeit der Oberfläche in vielfältiger Erscheinungsform wiederfindet.
Hierbei vergegenwärtigt sich die Vielzahl an Facetten des Spiegelbildes des Betrachters/der Betrachterin, welche unweigerlich hinterfragt werden.
Das Selbst zu fixieren scheint schwer oder gar unmöglich, da mit jeder Bewegung; mit jedem Lichtstrahl ein anderes Gegenüber in der Spiegelung zum Vorschein kommt. Mal ist es klar zu erkennen, mal zeigt es sich verzerrt oder gar unbekannt.
Es scheint, als würden sich die Undefinierbarkeit des Objektraumes und der multidimensionale Effekt der Werke von Muller und Holt Iversen auf den Betrachter/die Betrachterin und dessen/deren Selbst übertragen und so eine gegenseitige Unabdingbarkeit konzipieren.
Hier verdeutlicht sich der Bezug der beiden Künstler*Innen zu der in den 1960er Jahren entstandenen Minimal Art und der Op-Art, die den Moment der Interaktion von Kunstwerk und Betrachter*in auf optische Weise perfektioniert hat. Flächige Farbfelder im Zusammenspiel mit geometrischen Formen dienten der gezielten Irritation und führten zur optischen Täuschung. Das Auge war gezwungen eine dreidimensionale Wirkung auf der zweidimensionalen Leinwand differenzieren zu können.