(Re)Born from Volcanos
Vulkane sind starke Naturgewalten und spielen eine entscheidende Rolle in der geologischen und klimatischen Gestaltung unserer Erde. Sie stehen nicht nur für Zerstörung, sondern auch für das Schaffen von neuem Land und Lebensräumen und sind eine Metapher für den Kreislauf von Geburt, Zerstörung und Wiederherstellung. In vielen Kulturen haben sie deshalb eine starke symbolische Bedeutung.
Der transformativen Kraft von Vulkanen und den kulturellen, politischen und spirituellen Praktiken, die mit den vulkanischen Zyklen verbunden sind, widmet sich die Ausstellung (Re)Born from Volcanos, die vom 15. November 2024 – 23. Februar 2025 in der ifa-Galerie Stuttgart zu sehen ist. Das Projekt lädt dazu ein, die Welt jenseits der Geopolitik und über die Kartografie vulkanischer Verbindungen zu verstehen. Es widmet sich Wissensformen, die in Auseinandersetzungen mit dem größten Vulkangürtel der Welt, dem „Ring des Feuers“, entstehen und der Gebiete, Lebensformen und Erinnerungen zwischen Abya Yala / Amerika und Asien verbindet.
(Re)Born from Volcanos präsentiertVideo- und Soundarbeiten, Keramiken, Fotografien Textil- und Silberarbeiten, ein Wandgemälde sowie Performances. Das Projekt thematisiert Fragen wie: Was bedeutet es, auf einer dynamischen und sich ständig verändernden Erde zu leben? Welche Erkenntnisse können wir aus den gemeinschaftlichen Erfahrungen und Wissensformen unserer Weltgemeinschaft gewinnen?
Künstler:innen: Esvin Alarcón Lam, Seba Calfuqueo, Raven Chacon, Santos Chávez, Mena Guerrero, Lisa Hilli, Saúl Kak & Charles Fairbanks, Luis Ortiz, Gabriel Rossell Santillán, Arte a 360 grados (Maurilio Sánchez Flores, José Luis Romero Chino, Emmanuel Tepal Calvario), Neyen Pailamilla, Monai de Paula Antunes & Silvia Noronha, Antonio Paucar, Tita Salina & Irwan Ahmett, Citra Sasmita
Die Ausstellung wurde kuratiert von Paz Guevara und Cristian Vargas Paillahueque, im Gespräch mit Bettina Korintenberg und Gabriel Rossell Santillán, im Rahmen des einjährigen Programms Agua Quemada (Verbranntes Wasser) in der ifa-Galerie Stuttgart.
(Re)Born from Volcanos - Künstlerische Positionen
Die Mapuche in Chile und Argentinien sehen Vulkane als Schutzkräfte und spirituelle Wächter ihrer Kultur. Die Künstlerin Seba Calfuqueo verbindet in ihrer Arbeit Körper und Berge und hat eine Reihe von Pillan*-Silberschmuckstücken kreiert, die sich auf Exponate eines ethnologischen Museums in Deutschland beziehen und die sie so von einer kolonialen Museologie befreien möchte. (*Pillan ist ein Begriff die Gemeinschaft der Mapuche für Vulkane)
Eine von der Kosmovision der Mapuche und der Erinnerung an das vulkanische Land geprägte ästhetische Sprache bringt Santos Chávez, der 1981 vor der Diktatur in Chile floh und nach Ost-Berlin zog, in seinen Holzschnitten mit. In der Vorstellung der Mapuche werden alle Elemente des Lebens als gleichberechtigt angesehen.
Monai de Paula Antunes & Silvia Noronha erweitern ihre partizipative und kollaborative Praxis in der Ausstellung mit einem Keramikatelier für Kinder und beziehen sich dabei auf die Entstehung von Materie, Erde und Feuer. Antonio Paucars Performance und Video arbeitet mit dem Körper und der Verwendung von Heilpflanzen und Raven Chacon kreierte ein audiovisuelles Stück für vier Sängerinnen, die die unregelmäßige Horizontlinie des Vulkankraters in den Jemez-Bergen besingen.
Esvin Alarcón Lam verbindet in seiner Performance die Geschichte der Migration von China nach Abya Yala/Amerika und insbesondere nach Guatemala. Die kollaborativen Textil- und Fotoarbeiten von Gabriel Rossell Santillán, Luis Ortiz und dem Nahuatl-Kunstkollektiv Arte a 360 grados / Tequiocalco thematisieren den Abbau von Bodenschätzen in vulkanischen Regionen und werden so zu einem Symbol des Widerstands. Citra Sasmita erweckt ein Gedicht der balinesischen Königin I Dewa Agung Istri Kanya aus dem 19. Jahrhundert im Königspalast des Karangasem-Königreichs zu neuem Leben und verbindet die persönlichen Erinnerungen des Gedichts mit einem politischen antikolonialen Aufruf.
Die Fotoserie von Lisa Hilli dokumentiert Praktiken des Körperschmucks, die sie nachbildet, um die matrilineare Identität und die komplexen Beziehungen zu Land, Meer, Tieren und Rakaia, dem Geist der Vulkane in Rabaul, Papua-Neuguinea, zu aktivieren. Der Dokumentarfilm von Saúl Kak & Charles Fairbanks über den Ausbruch des Chichonal in Chiapas, Mexiko, thematisiert die zyklischen Prozesse von Katastrophe und Erneuerung.
Mena Guerrero stellt mit einer Wandmalerei einen Bezug zu den unterirdischen Kräften und zum Magma des Vulkans her, ein Prozess der erschaffen und zerstören kann und gleichzeitig eine weibliche Kraft ist, die Wege der Zugehörigkeit bietet. Neyen Pailamilla führt einen Dialog mit der Landschaft des Rukapillan im Süden Chiles und erzählt einen erotischen Traum: Mit Assoziationen zu Sehnsucht, Wasser, Klang und der Üppigkeit des Waldes, der den fruchtbaren visuellen Zyklus der vulkanischen Kräfte abdeckt und dem überwältigenden Grün dieser Landschaften nachspürt. Tita Salina & Irwan Ahmett präsentieren einen Teil ihrer jahrzehntelangen Interventionen, in denen sie Verletzlichkeit, Menschlichkeit und Politik im trans-pazifischen Raum des „Ring des Feuers“ untersuchen.