Auf Einladung der STIFTUNG WOLFRAM BECK werden die Werke von Maks Dannecker mit Werken von Wolfram Beck in einen Dialog gestellt. Kuratiert wurde die Ausstellung von Karoline Beck.
Die Künstlerin und den Künstler verbindet die ästhetische Nutzung der Technik ihrer Zeit. Maks Dannecker unterwirft moderne Bildgebungstechnologien ihrer fotografischen Idee und lässt konkrete und gleichsam sphärische Kunst entstehen. Wolfram Beck bediente sich 50 Jahre zuvor seines handwerklichen Könnens im Umgang mit Holz, Stahl und Plexiglas.
Wenn Maks Dannecker ihre Herangehensweise beschreibt, eröffnet sie uns eine Welt des Umgangs mit anorganischen Materialien. Ihre Arbeitsweise ähnelt sehr der Wolfram Becks, der von Anwendungsbeispielen anorganischer Werkstoffen stark inspiriert wurde. Beide verstehen sich als Handwerker im wortwörtlichen Sinne und als Meister des Materials. Beide verbindet die Achtung, die sie dem Werkstoff und den sich bietenden Gestaltungsmöglichkeiten entgegenbringen.
So sehr sich ihre Biografien unterscheiden, so komplementär begegnen sie sich in ihrer Kunst. Beiden ist Interpretation und Deutung ihrer Werke unangenehm. Was sie nicht selber gedacht und gesagt haben, billigen sie anderen an Interpretationsversuchen auch nicht zu.
Beide schaffen mit Formen, die durch Farbgebung unterschiedliche Wertigkeit erhalten, eine Atmosphäre, Verdichtung und Weite zugleich. Beide spielen mit Metallischem und bieten uns eine faszinierende Variantenvielfalt, bei denen Farbwerte für sich stehen und wirken.
Geometrisches, das bei Dannecker durch Unschärfe aufgelöst wird, ist bei Beck immer skulptural. Der Bildhauer entzieht sich in der Zweidimensionalität oft der Raumlogik und erzeugt dadurch eine Tiefe, die anders ist als Skulptur. Hier unterscheidet sich die Fotografin vom Bildhauer. Die Fotografin seziert das Aufgenommene und setze es neu zusammen, der Bildhauer schafft Konkretes aus dem Nichts.
„Maks Dannecker findet mit ihren fotografischen Arbeiten und Skulpturen eine sehr eigenständige Form von Nachbildern und Störungen. Tonwerte und Farbwerte sind analytische Kriterien für das Verfertigen der Werke. Mittels technischer Hilfswerkzeuge gelingt es der Künstlerin eine bearbeitende Erforschung vorgefundener, abgebildeter Bilder, die durch einen Veränderungsprozess zum eigentlich neuen Bild verwandelt werden. Es ist allerdings kein Zauber, sondern eben das konsequente Nutzen digitaler Bildverarbeitungswerkzeuge. Referenzen werden gesetzt, Ausschnitte geschnitten, Gliederungen herangezogen, oft unabhängig vom Bildmotiv findet eine strenge Analyse statt, die neue Anordnungen und Bezüge setzt. Markierungspunkte oder technische Kommentare oder Zeichen werden integriert und sind Anlass für ästhetische Findungen. Die Farbigkeit wird gescannt und im Labor der Veränderung streng und ohne Kompromisse verarbeitet. Der Bildraum wird getroffen, gesetzt und aufgelichtet: „Auflichtung des wieder erkennbaren Bildraumes“. Zwischenschritte sind dabei für den Prozess wichtig, in gewisser Weise mag dies an die ausdrucksstarke Kraft der Ikonostase erinnern. Transformationsprozesse, technische Vorgänge, aber künstlerische Entscheidungen. Fremdkörper werden eingeschleust und als fast zeichnerische Störung zu einem Bild reduziert oder besser: dekonstruiert. Einschlüsse, wie in Bernstein, sind ohne Drama beteiligt, Fremdkörper, Partikel als Geschichte aus dem Alltag einer Alchimie ohne Mythos.“ (Prof Uwe J. Reinhardt)
Wolfram Beck hätten die technischen Möglichkeiten von heute fasziniert. Er hätte sich Erleichterung von Mühen um die Perfektion im Entstehungsprozess erhofft und auch, dass ihn die Technologie in seiner Suche nach der richtigen Form unterstützt. Zugleich war Technik für ihn Inspiration, die Funktion und die Zweckentfremdung der Mechanik selbst ein künstlerischer Wert. Moderne Werkstoffe faszinierten ihn – eröffneten ihm neue Wege des Ausdrucks und halfen ihm, das zu gestalten, was er artistisch sagen musste.