Karla Black (*1972) bewegt sich in ihrer skulpturalen Praxis zwischen den Welten, und zwar gleich in mehrfacher Weise: Ihre Arbeiten sind Raumerfahrungen, die sich frei und ungezwungen aus den Bereichen der Malerei, der Installation, des Environments oder der Performance bedienen. Die Palette ihrer Materialien scheint schier endlos, denn sie speist sich nicht nur aus traditionellen Kunstmaterialien wie Acrylfarbe, Pigment oder Gips, sondern bezieht jegliche Materialien aus der Alltagswelt mit ein, die dem Zweck dienlich sind, wie beispielsweise Kunststofffolie, Seife, Make-up oder Watte. Ihre Produktionsweise ergibt sich einerseits aus den konkreten Bedingungen der jeweiligen Architektur. Andererseits reagiert sie im Rahmen dessen intuitiv, spielerisch und fühlend, schöpfend aus einem Bereich jenseits der Sprache, wie dem Unbewussten und der kindlichen Welterfahrung.
Es entstehen immersive Ausstellungssituationen, welche durch die Materialverwendung innerhalb der Skulpturen einen schmalen Grat zwischen fragil und stark sowie zwischen ephemer und beständig herstellen. Materialhierarchien interessieren Black im Produktionsprozess ebenso wenig wie die kulturellen Konnotationen, wie beispielsweise jene des Make-ups. Es geht ihr rein um die physikalische Verwendbarkeit und das Erscheinungsbild, welches sie damit erzeugen kann. Sie unterwirft die Materialien ihrem Gestaltungswillen und hält sich nicht mit gemeinhin gängigen Verwendungen auf, wenn sie beispielsweise Badekugeln zerstößt und das Pulver als Bodenbelag verwendet.
Die schottische Künstlerin negiert jedoch keineswegs materialimmanente Bedeutungen oder Traditionen. Vielmehr öffnet sie durch ihren ungewöhnlichen Gebrauch von Materialien in abstrakten Formen, in scheinbarem Chaos bei wohlstrukturierter Raumgestaltung und in der gestischen Betonung des Haptischen und Taktilen uns Betrachtenden eine besondere Möglichkeit uns selbst gespiegelt zu sehen. Wie wir Blacks Arbeiten wahrnehmen und verstehen ist maßgeblich abhängig von unseren eigenen Erfahrungen mit bekannten Materialien und der Beurteilung eben jener. Je nach kulturellem Hintergrund, Ausbildung oder Interesse führt dies zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Für die ehemalige Montagehalle des Kunstraum Dornbirn entwirft Black eine in der Größe einmalige ortsspezifische Zusammenstellung bestehender und neuer Skulpturen. Die Künstlerin arbeitet darin ebenso mit der besonderen Lichtsituation wie mit der monumentalen Dimension des Raums.