JULIA SCHER Hochsicherheitsgesellschaft
Bereits Ende der 1980er Jahre – also noch vor Formaten wie Big Brother oder Filmen wie The Truman Show – begann die US-amerikanische Künstlerin Julia Scher, sich mit privater und öffentlicher Überwachung zu beschäftigen. Geradezu prophetisch antizipierte sie damit die Entwicklung hin zu unserer heutigen Gesellschaft, in der die permanente Erfassung persönlicher Daten Normalität geworden ist. Einen wichtigen Ausgangspunkt für ihre Arbeit bilden die Überlegungen des US-amerikanischen Soziologen Gary T. Marx (*1938), auf den auch der Begriff „Hochsicherheitsgesellschaft“ (engl. Maximum Security Society) zurückgeht. Schers multimediale Praxis, die durch die kalifornische Kunstszene der 1970er und 80er Jahre geprägt und in den 90er Jahren zu einer zentralen Position der neuen medien- und kulturkritischen Kunstdiskurse wurde, umfasst Kamera- und Rauminstallationen, Internetprojekte, Videos und Filme, skulpturale Arbeiten, Assemblagen, Fotografien und Multiples.
Unter der Pseudo-Marke Security by Julia schafft Scher seit den späten 1980er Jahren Environments vermeintlicher Sicherheit, befragt anhand von Installationen aus Überwachungskameras und -monitoren Kontrollprozesse privater und öffentlicher Orte und führt in einer Strategie, die heute als immersiv – d.h. das Publikum einbeziehend – bezeichnet wird, die Raum- und Realitätswahrnehmung dieses Publikums ad absurdum.
In einer essayistischen Überblicksschau zeigt das Museum Abteiberg das umfangreiche Werk von Julia Scher. Neben raumgreifenden Installationen wie den Surveillance Beds oder Wonderland sowie Leihgaben, u. a. aus der Sammlung von Gaby und Wilhelm Schürmann, versammelt die Ausstellung im Museum Abteiberg auch bislang nie gezeigte Arbeiten aus dem Frühwerk der Künstlerin. Die ausgewählten Werke schlagen einen Bogen über alle Schaffensphasen und nehmen immer wieder auch Bezug auf die Sicherheitsstrukturen der Institution Museum. Ausgehend von Letzterem entsteht eine neue ortsspezifische Version ihrer Kamera- und Monitorinstallation Predictive Engineering (1993-heute), die Julia Scher erstmalig 1993 für das San Francisco Museum of Modern Art entwickelte.
Julia Scher. Hochsicherheitsgesellschaft wird realisiert in Kooperation mit der Kunsthalle Zürich (Julia Scher. Maximum Security Society, 08.10.2022 – 15.01.2023). Das Museum Abteiberg zeigt eine größere retrospektive Konstellation ihrer Werke.
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
20. August, 11.30 Uhr
JULIA SCHER. Hochsicherheitsgesellschaft
mit Tamara Herbers
20. August, 14 Uhr
JULIA SCHER. Hochsicherheitsgesellschaft
mit Tamara Herbers
Die Ausstellung wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW, die Hans Fries-Stiftung und den Museumsverein Abteiberg.