Alle Nominierten gehen drängende politische und humanitäre Themen unserer Zeit an, sagte der Direktor der Tate Britain, Alex Farquharson. Dabei zeige sich das bewegte Bild als ein verbindendes Element in der Arbeit der Künstler — alle drei Finalisten benutzen Video oder Film in ihren Arbeiten.
Luke Willis Thompson beispielsweise ist für seinen 35 mm-Film "autoportrait" in der Chisenhale Gallery nominiert. Der 1988 in Neuseeland geborene Städelabsolvent porträtiert Diamond Reynolds, die im Sommer 2016 Zeugin war, wie ihr Freund neben ihr im Auto von einem Polizisten erschossen wurde.
Für ihre Einzelausstellung "BRIDGIT/Stoneymollan Trail" in der Bergen Kunsthall steht Charlotte Prodger auf der Shortlist. Die 1974 geborene schottische Künstlerin befasst sich mit queerer Identitätspolitik und arbeitet dabei mit verschiedenen Technologien, von alten Camcordern bis zum iPhone.
Zwei Nominierte stehen für ihre Arbeit auf der letzten Documenta auf der Liste: Naeem Mohaiemen für seinen Beitrag zur Kunstschau in Kassel sowie für seine Einzelausstellung "There is No Last Man" im MoMA PS1 in New York. Dabei überzeugte der 1969 geborene Künstler die Jury damit, wie er Identität, Migration und seine eigene Familiengeschichte in fiktiven und historischen Erzählungen verwebt. In Filmen, Installationen und Essays denkt er über Utopien und das Erbe des Kolonialismus nach.
Ebenfalls für seinen Documenta-Beitrag nominiert ist das Kollektiv Forensic Architecture, außerdem für die Ausstellung "Counter Investigations: Forensic Architecture" im Institute of Contemporary Art in London. Die Gruppe von Künstlern, Architekten und Wissenschaftlern überzeugte die Jury mit ihrer journalistischen Arbeit an der Aufdeckung von Verstößen gegen Menschenrechte.
Für die kommenden drei Jahre wird der Turner Prize in Partnerschaft mit der BNP Paribas vergeben.
In der Jury saßen in diesem Jahr der Kritiker Oliver Basciano, Elena Filipovic, Direktorin der Kunsthalle Basel, Lisa Le Feuvre, Direktorin der Holt-Smithson Foundation und Tom McCarthy, Romanautor und Gastprofessor am Royal College of Art. Alex Farquharson, Direktor der Tate Britain saß der Jury vor. Ab dem 25. September sind dort die Shortlist-Künstler zu sehen. Kuratiert wird die Schau von Linsey Young von der Online-Plattform British Contemporary Art und Elsa Coustou, ebenfalls von British Contemporary Art und der Tate.