Der Kunsthandel ist ein diskretes Geschäft. Das gilt ganz besonders, wenn es um das Engagement von Galerien im Secondary Market geht. Wer mit Werken handelt, die nicht Teil des eigenen Programms sind, verliert darüber ungern viele Worte – speist sich doch das Selbstverständnis einer guten Galerie vor allem aus der Arbeit mit den Künstlern, die aufgebaut und in ihrer Entwicklung begleitet werden. „Es schmälert das Ansehen unter den Kollegen“, meint ein Berliner Galerist, „wenn es nicht gelingt, die eigenen Künstler so erfolgreich zu vertreten, dass die Galerie davon leben kann.“
Wer im Secondary Market agiert, vermittelt zum Beispiel zwischen zwei Sammlern, von denen der eine genau das Werk der klassischen Moderne oder eines Zeitgenossen wie Gerhard Richter verkaufen möchte, das der andere sucht. Man handelt dafür eine Provision aus, die – je nach Aufwand und der Zahl der in den Deal involvierten Personen – zwischen fünf und 20 Prozent beträgt. Und schweigt sich anschließend darüber aus. Es sei denn, solch ein Handeln mit Kunst gehört offiziell zur Strategie des Hauses.
So vermittelt die Münchner Galerie Thomas seit fast 50 Jahren Bilder und Skulpturen der klassischen Moderne und berät ihre Sammler explizit auch beim Verkauf. Marlborough Fine Art, 1946 in London gestartet, listet für inzwischen acht Dependancen verfügbare Arbeiten von über 50 Künstlern auf; darunter Oskar Kokoschka, Joan Miró oder Pablo Picasso. Das macht beide zu wichtigen Akteuren für die Messen, die seit geraumer Zeit mit den globalen Auktionshäusern um die großen Namen konkurrieren. Als Direktor der Art Basel legt Marc Spiegler ebenso Wert auf die Teilnahme dieser Galerien wie auf die Qualität der Arbeiten, die sie herbeibringen können. „Ich erwarte von ihnen die Picassos“, sagt er. Berührungsängste hat Spiegler keine und ist damit weiter als viele Galeristenkollegen, die sich bei jeder Erwähnung des Begriffs Secondary Market winden.
Skeptisch betrachtet wird beispielsweise Larry Gagosian, der ganz offiziell Malerei von Willem de Kooning an den Sammler Steven A. Cohen vermittelt hat oder ein Bild CyTwomblys an einen Investmentfonds für Kunst. Dieser Deal sorgte Anfang des Jahres im Übrigen für Streit, weil der Preis für die Arbeit angeblich künstlich in die Höhe getrieben wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass Gagosian Ärger in seiner Funktion als Mittler hat. Dass sich mit Yayoi Kusama und Damien Hirst innerhalb eines Jahres zwei Spitzenkünstler aus dem Programm von Gagosian verabschiedeten, ist gewiss auch ein Resultat dieses unregulierten Crossovers.
Ähnliches fürchten jüngere Galerien für das eigene Renommee. Obwohl manche den New Yorker Superhändler um seine Margen beneiden und nur zu gern einen Teil davon in die eigene Existenzsicherung stecken würden. Also agieren sie im Verborgenen. Jeder kennt jemanden, der das tut. Und Hergen Wöbken, Geschäftsführer des Berliner Instituts für Strategieentwicklung (IFSE), hat sogar Zahlen: Laut einer IFSE-Studie, die im Oktober als Ergebnis einer deutschlandweiten Befragung erschienen ist, erwirtschaften Galerien für zeitgenössische Kunst rund 25 Prozent ihres Umsatzes am Secondary Market. „Es wäre auch dumm, die Gelegenheit verstreichen zu lassen“, meint ein Galerist, der anonym bleiben möchte. Und weshalb sollte er auch ablehnen, wenn alle anderen mitmachen? Wenn sogar private Sammler zunehmend Ambitionen als Händler entwickeln und mit den Auktionshäusern kooperieren?
Schon jetzt sind Primary und Secondary Market oft nur schwer voneinander abzugrenzen. Wenn Galerien Werke der von ihnen vertretenen Künstler zurückkaufen, manchmal sogar mit einem vertraglich festgelegten Vorkaufsrecht, um sie dem hitzigen Auktionsmarkt zu entziehen: Ist das schon Kunsthandel? Galeristen antworten – je nach Selbstverständnis – erwartungsgemäß unterschiedlich. Ähnlich verhält es sich mit kuratierten Ausstellungen, die in jüngerer Zeit vermehrt stattfinden. Ob bei Contemporary Fine Arts und Michael Haas („Abstrakt“, 2013), der Galerie Michael Fuchs („Artists Invite Friends“, 2012) oder in der Berliner Niederlassung von Krobath („Berliner Zimmer“, 2011): Wo Kuratoren oder Künstler der Galerie andere Künstler zur Kooperation bitten, versteht es sich von selbst, dass Prozente für eventuelle Verkäufe vereinbart werden.
Es gibt allerdings noch einen Grund für die allgemeine Zurückhaltung. Mindestens so wichtig wie der Respekt ihrer Künstler ist den Galeristen das Ansehen unter den Kuratoren. Weil ihr Einfluss auf die Karrieren junger, aufstrebender Künstler oft erheblich ist, indem sie erste institutionelle Ausstellungen vermitteln, möchte ihnen gegenüber niemand wie ein Händler erscheinen. So bleiben die Secondary-Market-Aktivitäten so weit verbreitet wie diskret. „Ich wüsste niemanden, der solch ein Geschäft ausschlägt“, meint ein weiterer Galerist, der anonym bleiben möchte. Bloß soll es keiner sehen.
Wer im Secondary Market agiert, vermittelt zum Beispiel zwischen zwei Sammlern, von denen der eine genau das Werk der klassischen Moderne oder eines Zeitgenossen wie Gerhard Richter verkaufen möchte, das der andere sucht. Man handelt dafür eine Provision aus, die – je nach Aufwand und der Zahl der in den Deal involvierten Personen – zwischen fünf und 20 Prozent beträgt. Und schweigt sich anschließend darüber aus. Es sei denn, solch ein Handeln mit Kunst gehört offiziell zur Strategie des Hauses.
So vermittelt die Münchner Galerie Thomas seit fast 50 Jahren Bilder und Skulpturen der klassischen Moderne und berät ihre Sammler explizit auch beim Verkauf. Marlborough Fine Art, 1946 in London gestartet, listet für inzwischen acht Dependancen verfügbare Arbeiten von über 50 Künstlern auf; darunter Oskar Kokoschka, Joan Miró oder Pablo Picasso. Das macht beide zu wichtigen Akteuren für die Messen, die seit geraumer Zeit mit den globalen Auktionshäusern um die großen Namen konkurrieren. Als Direktor der Art Basel legt Marc Spiegler ebenso Wert auf die Teilnahme dieser Galerien wie auf die Qualität der Arbeiten, die sie herbeibringen können. „Ich erwarte von ihnen die Picassos“, sagt er. Berührungsängste hat Spiegler keine und ist damit weiter als viele Galeristenkollegen, die sich bei jeder Erwähnung des Begriffs Secondary Market winden.
Skeptisch betrachtet wird beispielsweise Larry Gagosian, der ganz offiziell Malerei von Willem de Kooning an den Sammler Steven A. Cohen vermittelt hat oder ein Bild CyTwomblys an einen Investmentfonds für Kunst. Dieser Deal sorgte Anfang des Jahres im Übrigen für Streit, weil der Preis für die Arbeit angeblich künstlich in die Höhe getrieben wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass Gagosian Ärger in seiner Funktion als Mittler hat. Dass sich mit Yayoi Kusama und Damien Hirst innerhalb eines Jahres zwei Spitzenkünstler aus dem Programm von Gagosian verabschiedeten, ist gewiss auch ein Resultat dieses unregulierten Crossovers.
Ähnliches fürchten jüngere Galerien für das eigene Renommee. Obwohl manche den New Yorker Superhändler um seine Margen beneiden und nur zu gern einen Teil davon in die eigene Existenzsicherung stecken würden. Also agieren sie im Verborgenen. Jeder kennt jemanden, der das tut. Und Hergen Wöbken, Geschäftsführer des Berliner Instituts für Strategieentwicklung (IFSE), hat sogar Zahlen: Laut einer IFSE-Studie, die im Oktober als Ergebnis einer deutschlandweiten Befragung erschienen ist, erwirtschaften Galerien für zeitgenössische Kunst rund 25 Prozent ihres Umsatzes am Secondary Market. „Es wäre auch dumm, die Gelegenheit verstreichen zu lassen“, meint ein Galerist, der anonym bleiben möchte. Und weshalb sollte er auch ablehnen, wenn alle anderen mitmachen? Wenn sogar private Sammler zunehmend Ambitionen als Händler entwickeln und mit den Auktionshäusern kooperieren?
Schon jetzt sind Primary und Secondary Market oft nur schwer voneinander abzugrenzen. Wenn Galerien Werke der von ihnen vertretenen Künstler zurückkaufen, manchmal sogar mit einem vertraglich festgelegten Vorkaufsrecht, um sie dem hitzigen Auktionsmarkt zu entziehen: Ist das schon Kunsthandel? Galeristen antworten – je nach Selbstverständnis – erwartungsgemäß unterschiedlich. Ähnlich verhält es sich mit kuratierten Ausstellungen, die in jüngerer Zeit vermehrt stattfinden. Ob bei Contemporary Fine Arts und Michael Haas („Abstrakt“, 2013), der Galerie Michael Fuchs („Artists Invite Friends“, 2012) oder in der Berliner Niederlassung von Krobath („Berliner Zimmer“, 2011): Wo Kuratoren oder Künstler der Galerie andere Künstler zur Kooperation bitten, versteht es sich von selbst, dass Prozente für eventuelle Verkäufe vereinbart werden.
Es gibt allerdings noch einen Grund für die allgemeine Zurückhaltung. Mindestens so wichtig wie der Respekt ihrer Künstler ist den Galeristen das Ansehen unter den Kuratoren. Weil ihr Einfluss auf die Karrieren junger, aufstrebender Künstler oft erheblich ist, indem sie erste institutionelle Ausstellungen vermitteln, möchte ihnen gegenüber niemand wie ein Händler erscheinen. So bleiben die Secondary-Market-Aktivitäten so weit verbreitet wie diskret. „Ich wüsste niemanden, der solch ein Geschäft ausschlägt“, meint ein weiterer Galerist, der anonym bleiben möchte. Bloß soll es keiner sehen.