Neueröffnung

Schluss mit Bauzaun

Zur Neueröffnung denkt die Hamburger Kunsthalle global und sich selbst vom Wasser aus

"Weiter sammeln, weiter blicken, weiter entdecken, weiter staunen, weiter denken". Das steht auf dem leuchtend gelben Bauzaun, der seit fast 17 Monaten die Baustelle der Hamburger Kunsthalle verdeckt und kommunizieren soll, dass trotz Renovierungsarbeiten alles weitergeht. Inzwischen ist er der heimliche Star der Hamburger Kunstmeile, beliebtes Fotomotiv – die Kunsthalle verkauft sogar Postkarten davon im Museumsshop – und der vielleicht einzige Bauzaun mit einem eigenen Hashtag in den sozialen Medien (#WeiterOffen).

Hubertus Gaßner, der Direktor der 1869 eröffneten Kunsthalle, ist derweil froh, dass der Bauzaun bald weg ist. Ab 30. April wird das Eröffnungswochenende festlich begangen, danach weihen vier Themenwochen zur Kunst der Gegenwart, zur Klassischen Moderne, zu den Alten Meistern und zur Kunst des 19. Jahrhunderts das neu gestaltete Haus ein.

Aber nicht nur der aus drei Gebäudekomplexen bestehende Bau wurde modernisiert; es fand eine Rundumerneuerung auf allen Ebenen statt, finanziert von der Stadt mit rund vier Millionen Euro und durch eine Sachspende in Höhe von 15 Millionen Euro von der Dorit & Alexander Otto Stiftung. Der neue Internetauftritt holt die Besucher bereits zu Hause ab; ein neues Leitsystem führt sie durch die Kunsthalle. Ein neuer Museumsführer wurde geschrieben und eine Corporate Identity entwickelt.

Die größte Neuerung ist der alte neue Eingang, wie ihn Hubertus Gaßner nennt. Das von den Erbauern prächtig geplante Portal konnte nie genutzt werden, viel zu windig sei es gewesen, weshalb die Besucher durch einen Seiten eingang das Museum betreten mussten. Rund 150 Jahre später begegnet man dem Wind nun endlich mit einer Glaswand und einer Drehtür. Dieser neue Eingangsbereich sowie das Foyer der Galerie der Gegenwart, die dem Gründungsbau gegenüberliegt, wird für das neue Ausstellungsformat "Neuland" genutzt: Pro Jahr lädt die Kunsthalle einen zeitgenössischen Künstler ein, für diesen Raum Werke zu schaffen, die sich mit Fragen von Identität in Zeiten der Globalisierung auseinandersetzen – den Auftakt macht die Südkoreanerin Haegue Yang. Ziel des neuen Formats wie auch der Neupräsentation der Sammlung ist es, das Museum selbst so attraktiv für die Besucher zu machen wie die kommenden Wechselausstellungen zu Geta Brătescu und Manet, sagt Gaßner. Deshalb gibt es innerhalb der neuen chronologischen Hängung der Sammlung Themenräume, beispielsweise das "Kabinett der Philosophen".

Und Gaßner wünscht sich, dass die Hamburger und die Besucher von auswärts es sich angewöhnen, den Weg zum Museum von der Binnenalster aus zu wählen. Also vom Hauptbahnhof eine Station weiter zum Jungfernstieg fahren und von dort aus auf die Kunsthalle zulaufen, mit dem Wasser an der Seite, dem Wind im Haar und der Kunst im Blick.