In einem mittlerweile gelöschten Tweet bewarb der ehemalige Kinderstar Aaron Carter ("Crush On You") seine neue Merchandise-Linie mit Jonas Jödickes digitaler Zeichnung "Brotherhood", die zwei Löwenköpfe zeigt. Als der Künstler ihn auf die unrechtmäßige Nutzung seines Werks aufmerksam machte, reagierte Carter mit wüsten Beleidigungen und merkte an, dass Jödicke die Verwendung des Bildes als Kompliment hätte sehen sollen. Der Bruder des Backstreet Boys-Sängers Nick Carter, der sein erstes Album im Alter von 11 Jahren veröffentlichte, sorgte in der Vergangenheit öfter mit Drogenskandalen und wirren öffentlichen Auftritten für Schlagzeilen.
Doch auch wenn seine Antwort auf Jödickes Vorwurf außergewöhnlich ungehalten ausfiel, ist der Diebstahl geistigen Eigentums durch Prominente ein Problem, mit dem sich im digitalen Raum agierende Künstlerinnen und Künstler immer wieder konfrontiert sehen. Monopol berichtete vergangenes Jahr über die Plagiatsvorwürfe gegen Musiker Chris Brown und Regisseur Arrad, die in einem Musikvideo die Arbeiten mehrerer Kunstschaffender kopierten. Auch die Künstlerin Stephanie Sarley äußerte sich in einem Monopol-Interview zu einem Promo-Video, für das sich Miley Cyrus die Bildsprache und Konzepte ihrer Werke aneignete: "Meine Kunst wird kopiert und mir als Werbung ins Gesicht gedrückt."
Für Jödicke, dessen digitale Fantasy-Zeichnungen in den sozialen Medien großen Anklang finden, ist es nicht das erste Mal, dass seine Werke unrechtmäßig verwendet werden. 2015 postete Madonna ein bearbeitetes Werk des Künstlers ohne Credit auf Instagram. In China werden seine Zeichnungen zudem immer wieder ohne Autorisierung auf Produkte von Malen-Nach-Zahlen Vorlagen bis hin zu Kissenbezügen gedruckt. Auf seine Hinweise zu Produkten mit geklauten Motiven reagierte die Verkaufsplattform Amazon mit Ausflüchten und erwiderte beispielsweise, der Künstler könne sein Urheberrecht nicht beweisen. "Die Aaron Carter-Geschichte war einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte", erkärt Jödicke gegenüber Monopol.
Ein wenig tue es ihm Leid, dass Aaron Carter nun ins Zentrum dieser Debatte rücke. "Sein Verhalten mir und der Künstlergemeinschaft an sich gegenüber ist absolut unentschuldbar, doch ich weiß um seine psychische Verfassung und die familiären Probleme und möchte ihn als Menschen nicht für alles verantwortlich machen." Weil Carter seinen Tweet mittlerweile außerdem gelöscht hat, wägt Jödicke deshalb aktuell noch ab, ob er juristische Schritte einleiten wird. Mittlerweile haben sich allerdings so viele Anwälte bei ihm gemeldet, dass er gegen die Firmen vorgehen könne, die seine Kunst unautorisiert zu kommerziellen Zwecken nutzen. Von der Öffentlichkeitswirkung seines Falls erhofft sich Jonas Jödicke auch einen sensibleren Umgang mit den Rechten von Kulturschaffenden – und mehr Unterstützung dabei, diese juristisch geltend zu machen.