Mit der 2018 entstandenen Skulpturengruppe "Große Mutter", die Kulik Anfang des Monats auf der Kunstmesse Art Moscow gezeigt hat, zieht er den Argwohn einiger Parlamentarier der Regierungspartei Einiges Russland auf sich. Der schwertschwingende Frauenakt aus Kunststoff wird von ihnen als Persiflage auf die Kolossalstatue "Mutter Heimat" in Wolgograd gelesen, Symbol für den militärischen Sieg der Sowjetunion über Nazideutschland und den Durchhaltewillen der sowjetischen Bevölkerung in der Schlacht um Stalingrad.
Die stellvertretende Vorsitzende im Bildungsausschuss der Duma, Yana Lantratova, wünscht sich in einem Brief an Kulturministerin Olga Lyubimova, dass während der sogenannten "militärischen Spezialoperation" in der Ukraine und eines vermeintlichen Informationskrieges gegen Russland besonders vehement auf Provokationen reagiert wird. In dem Schreiben fordert sie "Kunsträte", die darüber wachen sollen, dass sich Vorfälle wie die Präsentation von Kuliks Skulptur nicht häufen.
Oleg Kulik verarbeitete in der Arbeit die Trennung von seiner damaligen Lebensgefährtin und thematisierte das Spannungsverhältnis von Mann und Frau, so Wladimir Frolow, der Galerist Kuliks in der "Iswestija". Die Arbeit sei ganz und gar unpolitisch gemeint.
Kulik, der zwar in Kiew geboren wurde, aber seit 1986 in Moskau lebt, gilt als systemkritisch und wurde vor allem in den 1990er-Jahren durch seine Performances als bissiger Hund bekannt. Der Künstler ist Vorbild für die Figur Oleg in Ruben Östlunds Film "The Square", der 2017 mit der Goldenen Palme beim Festival in Cannes ausgezeichnet worden war. Nach Aussagen des Kurators Daniel Birnbaum soll Kulik einmal in Stockholm einen Museumssponsor gebissen haben.