Zwischenbilanz der Kulturstaatsministerin

Roth: Erweiterter Kulturbegriff dringend nötig

Kulturstaatsministerin Claudia Roth sieht zwei Jahre nach Amtsübernahme die Kulturpolitik des Bundes auf neuen Wegen

"Was mir wichtig war, dass erkennbar ist, Weichen neu gestellt zu haben", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Roth hatte mit dem von SPD, Grünen und FDP gebildeten Kabinett unter Bundeskanzler Olaf Scholz am 8. Dezember 2021 als Staatsministerin im Kanzleramt den Posten als Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien übernommen.

Roth sieht einen "erweiterten Kulturbegriff" in ihrer Amtszeit. "Es ist dringend nötig gewesen, dass endlich mal diese Trennung von E- und vermeintlicher U-Kultur aufhört." Jetzt fühlten sich Gruppen neu angesprochen von Popmusik über Comics bis hin zu Plattenläden. "Da entsteht auch eine Gemeinsamkeit von Kultur", sagte sie.

Zudem sei die Kultur der Nachhaltigkeit nun absolut Top-Thema. Roth verwies auf Green-Culture-Konferenzen wie zuletzt in der Oper in Leipzig. "Bei der nächsten in Sanssouci wird es auch um die Frage des Erhalts von Parks und Gärten in Zeiten der Klimakrise gehen", kündigte sie an. "Auf europäischer Ebene konnten wir verankern im Kulturprogramm der Kommission das Thema Nachhaltigkeit und Klimaanpassung, Resilienz, aber auch Ästhetik der Nachhaltigkeit."

Neue Weichen macht Roth auch in der Personalpolitik aus. "Mit Jenny Schlenzka kommt eine Top-Frau aus New York zum Gropius Bau, die nächstes Jahr mit ihrem Programm richtig Maßstäbe setzen wird. Lavinia Frey gibt dem Literaturfestival ein ganz neues Gesicht", so Roth zu den neuen Spitzen der beiden Berliner Institutionen.

"Bei der Kulturstiftung des Bundes schlägt Katarzyna Wielga-Skolimowska die Brücke zum einen nach Polen und Osteuropa und kann als frühere Leiterin des Goethe Instituts in Saudi-Arabien noch ganz andere Maßstäbe setzen", sagte Roth zur Leiterin der Einrichtung mit Sitz in Magdeburg und Berlin.

Die jüngste Personalentscheidung betrifft die Berlinale. "Mit Tricia Tuttle als neuer Intendantin der Internationalen Filmfestspiele Berlin haben wir eine wirklich sehr gute Nachfolge für Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian gefunden." Es gebe sehr euphorische Stimmen in der deutschen und internationalen Filmbranche, so Roth.