Ryan Mendoza ist enttäuscht. Von seiner alten Heimat, den USA. Vom Bürgermeister von Detroit. Und davon, dass das alte Haus von Rosa Parks jetzt nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz in den USA steht, sondern im Berliner Stadtteil Wedding, zwischen Mendozas Atelier und seinem Wohnhaus.
Das Holzhaus fügt sich dort gut ein, fast so, als hätte es keine 7000 Kilometer verpackt in Containern hinter sich. Zwischen 1957 und 1959 lebte darin Rosa Parks, die Frau, die sich am 1. Dezember 1955 in Montgomery im US-Bundestaat Alabama geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus für einen Weißen zu räumen – und damit zur Symbolfigur der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde. Nach rassistischen Anfeindungen musste Parks jedoch fliehen und ging wie Millionen anderer Schwarzer in den Norden: In Detroit baute sie sich ein neues Leben auf.
Den heutigen Bürgermeister von Detroit scheint dieses historische Kapitel wenig zu interessieren. Als er Parks' und 8000 weitere baufällige Häuser abreißen wollte, kaufte Rosa Parks' Nichte, Rhea McCauley, das Gebäude. Das war im November 2014. Anderthalb Jahre später wandte sie sich an Mendoza. "Sie hatte gesehen, dass wir schon einmal ein Haus auf einen anderen Kontinent transportiert hatten", sagt der 45-Jährige.
Tatsächlich hat Mendoza Erfahrung mit Häusern. 2016 präsentierte er auf der Art Rotterdam ein Einfamilienhaus, das er in Detroit abgebaut hatte. Im selben Jahr bemalte er für die Installation "The Invitation" zwei Häuser in Detroit, löcherte die Fassaden mit den Namen "Clinton" und "Trump" und lud die beiden Präsidentschaftskandidaten ein, dort zu übernachten.
Jetzt also das Haus von Rosa Parks. Weil kein Museum, keine Stiftung in den USA es erwerben wollte, beschloss Mendoza, das Haus in seinen Berliner Kiez zu bringen. Gemeinsam mit Freunden baute er es in Detroit ab, 18 Tage arbeiteten sie gemeinsam. In Berlin baute Mendoza alles wieder auf, vier Monate lang, ohne jede Hilfe. Mendoza goss ein Fundament aus Beton, schulterte Holzstück um Holzstück, insgesamt 2000 Teile, 16 Stunden am Tag. "Es war spirituell reinigend für mich, das alleine zu tun", sagt er.
Besucher sollen das Innere des Hauses nie betreten – eine Frage des Respekts vor Rosa Parks, findet Mendoza. Gerade arbeitet er an einer Soundinstallation, die sich an dem orientiert, was Parks in dem Haus selbst gehört haben könnte, im Radio oder im Fernsehen.
Am 8. April können Besucher das Rosa Parks House zum ersten Mal besichtigen. Dann eröffnet in der CWC Gallery in Berlin auch eine Ausstellung mit Fotos von Mendoza und dem US-Reporter Steve Schapiro. Schapiro fotografierte die Bürgerrechtsbewegung, auch Rosa Parks. "Er hält Geschichte lebendig", sagt Galerist Alexander Golya. So wie es auch Mendoza tut. Er möchte unbedingt, dass das Haus wieder in die USA zurückkehrt. "Aber die Amerikaner müssen das wollen. Sie sollen wütend werden." Sein Traum? Dass das Erbe von Rosa Parks im Garten des Weißen Hauses in Washington steht. Bis dahin soll es durch die Museen in Europa touren – jeder soll es besichtigen können.