Objekte, Skulpturen, Zeichnungen, Performances, Filme und Texte: Robert Morris hat in fast allen Medien gearbeitet. Als bedeutender Vordenker am Ende der Avantgarden der Moderne hat sich der 1931 in Kansas City geborene Künstler früh von einem starren Werkbegriff gelöst und vor allem den künstlerischen Produktionsprozess thematisiert. Viele seiner Skulpturen zeichnen einfache Handlungen im Raum nach, sie verbinden architektonische Strukturen miteinander, heben Ecksituationen heraus oder lehnen sich an Wände an. Ein "Portrait" (1963) besteht aus mit Körperflüssigkeiten des Künstlers befüllten Flaschen.
Wichtig war der Perfomance-Aspekt in seiner Arbeit. 1971 schloss die Londoner Tate Gallery sogar eine seiner Ausstellungen: Besucher hatten sich an den "partizipatorischen" Skulpturen verletzt. Die Objekte von Robert Morris seien, so beschrieb es Susanne Titz, Direktorin des Museum Abteiberg, "Modelle und Instrumente zugleich und nahe an Theater und Tanz gedacht. Der Kunsthistoriker Michael Fried hat sich daher an ihnen die Zähne ausgebissen: Es ging um die Erkenntnis von Situation und nicht mehr um eine Form in perpetuum. Die Tänzerinnen Simone Forti und Yvonne Rainer sind wichtig für diese Lehre der frühen 60er-Jahre."
Titz' Museum in Möchengladbach zeigte 2009/10 eine große Morris-Ausstellung. Darin war auch Robert Morris' ein zentrales Werk zu sehen: die Skulptur "Two Columns" von 1961 zu sehen. "1961 gab es zuerst nur eine column, in einem Theater stand Morris in ihr drin", schrieb Titz 2013 in einem Text für Monopol. "Beim Kippen der column, vom Stehen zum Liegen, Subjekt zum Objekt, schlug er so hart auf, dass er die Performance nie mehr wiederholte und stattdessen eine zweite column baute. So entstand das Doppel für den Kunstraum. Es ist generic, allgemeingültig. Grundform für Phänomenologien und menschliche Strukturalismen, muss nicht aufgeführt werden, führt sich selbst auf."
Robert Morris wollte sich nicht durch Kritiker vertreten lassen, sondern vermittelten sich selbst und seine Arbeit in einer Fülle von Aufsätzen und Statements. "Robert Morris hat von allen geklaut", sagt der Künstler Dan Graham einmal anerkennend in einem Monopol-Interview, "bei Joseph Beuys die Filzsachen, und sein Dekonstruktivismus kommt direkt aus Marcel Duchamps Büchern. Die Spiegelkuben kommen aus Duchamps 'The Green Box', wo er sagt: 'Stell drei Spiegelkuben zusammen und schau, was passiert.'"
In Deutschland wurde Robert Morris seit den frühen 90er-Jahren von Sprüth Magers vertreten. Seine letzte Einzelausstellung dort war 2017 in Berlin, Anfang diesen Jahres waren seine Arbeiten mit Werken von Craig Kauffman und Donald Judd bei Sprüth Magers in London zu sehen.
Robert Morris ist am Mittwoch im Bundesstaat New York an einer Lungenentzündung gestorben.