Ein Jahr nach der Grundsteinlegung ist in Weimar symbolisch das Richtfest für den Rohbau des Neuen Bauhaus-Museums gefeiert worden. Zum 100. Jahrestag der Gründung des Staatlichen Bauhauses am 5. April 2019 soll der Bau aus Glas und Beton eröffnet werden, sagte der Präsident der Klassik Stiftung, Hellmut Seemann, am Donnerstag. Damit erhalte die älteste Bauhaus-Sammlung der Welt ein zeitgemäßes Ausstellungshaus an ihrem Gründungsort - ein Museum der Begegnung, Offenheit und Diskussion, wie Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) vor der Feier sagte.
Die Sammlung zur Vorgeschichte, Geschichte und Nachwirkung der bedeutendsten Designs- und Kunstschule des 20. Jahrhunderts umfasst etwa 13 000 Objekte. Sie ist nach dem Bauhaus-Archiv Berlin die bedeutendste Sammlung weltweit. Seit 1995 kann die Klassik Stiftung nur wenige der Schätze in einem provisorischen Museum zeigen. Das Bauhaus ist neben den Erinnerungsstätten um Goethe und Schiller der Anziehungspunkt in Weimar für Besucher.
Rund 22,6 Millionen Euro soll der repräsentative Beton-Kubus mit Glasbändern kosten. Die Summe hatten der Bund und das Land Thüringen der Klassik Stiftung als Bauherrin 2008 bestätigt. Ursprünglich sollte das Museum schon vor ein paar Jahren öffnen. Unter anderem die komplizierte Suche nach einem Standort führte immer wieder zu Verzögerungen. "Die Steine, die im Weg lagen, machen wir zu Treppen auf dem Weg zum Bauhaus-Museum", sagte Hoff. Der erste Spatenstich 2015 war noch von Protest-Pfiffen zur Standortwahl begleitet worden.
Auf rund 2250 Quadratmetern sollen ausgewählte Objekte die sozialen Utopien und Experimente aus der stürmischen Anfangszeit des 1919 von Walter Gropius gegründeten Staatlichen Bauhauses verdeutlichen.
Das Neue Bauhaus-Museum entsteht an einem der kompliziertesten und sensibelsten Orte der Stadt - an der Schnittstelle zwischen dem klassischen Weimar und dem einstigen NS-Gauforum. Die bauliche Einordnung gilt als große Herausforderung.
Auf dem einst vernachlässigten Areal soll ein neues Museumszentrum entstehen mit dem Neuen Bauhaus-Museum, dem 1869 eröffneten Neuen Museum und der geplanten Zwangsarbeiter-Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Buchenwald im einstigen NS-Gauforum. Der neue Platz vor dem Bauhaus-Museum trägt den Namen von Stephane Hessel (1917-2013) - in Erinnerung an den Résistance-Kämpfer, Buchenwald-Häftling und Mitautor der UN-Menschenrechtserklärung.
1925 musste das Bauhaus wegen reaktionärer Tendenzen in Thüringen nach Dessau ziehen. Später ging es nach Berlin, wo es auf Druck der Nationalsozialisten 1933 geschlossen wurde. Seine Künstler, darunter auch Gropius, zogen in alle Welt. In Tel Aviv (Israel) etwa entstand eines der größten Bauhaus-Areale.