Nach dem Tod des Künstlers John Baldessari haben Kollegen, Kuratoren und Kritiker Abschied vom Pionier der Konzeptkunst genommen. Baldessari war im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt Los Angeles gestorben. Eine Auswahl von Reaktionen:
Die US-Fotografin Catherine Opie nahm auf Instagram Abschied von ihrem "wunderschönen Freund und Kollegen" John Baldessari. "Du warst ein Geschenk für alle von uns, hier in L.A. und auf der ganzen Welt", schrieb die Künsterin weiter.
Auch der Kurator Klaus Biesenbach, Direktor des Museum Of Contemporary Art (MoCA) in Los Angeles, würdigte Baldessari in einem Instagram-Post als "bahnbrechenden Künstler, einflussreichen Denker, gütigen Lehrer [...] und lieben Freund". Der Kunstkritiker Jerry Saltz nannte den Künstler in seinem minimalistischen Instagram-Nachruf eine "kolossale Figur der zeitgenössischen Kunst".
Die Fotografin Alex Prager postete auf Instagram ein Foto, das sie 2011 für eine Monopol-Titelgeschichte über John Baldessari gemacht hat. Darauf ist der Künstler vor sattblauem kalifornischen Himmel und zwei Palmen zu sehen. Von rechts scheint ein sandfarbener Hund ins Bild zu springen. Dazu schrieb die Künsterin "Er hat sich immer Zeit genommen, um sich über Ideen auszutauschen, immer ein freundlicher und großzügiger Mentor, der unermüdlich die Gemeinschaft von Künstlern in Los Angeles ermutigt hat. Danke für deine Kunst und deine Hilfe beim Formen dieser Stadt. Du wirst vermisst werden."
Die Künstlerin Leonor Antunes bedankte sich bei John Baldessari mit den Worten "Goodbye To Boats, Goodbye To John Baldessari. Danke, wir haben so viel von dir gelernt." Dazu teilte sie ein Bild von Baldessaris Fotoserie "Goodbye To Boats".
Das Team der Galerie Sprüth Magers, die Baldessaris Werk in Deutschland vertritt, reagierte "mit tiefer Traurigkeit" auf die Nachricht vom Tod des Künstlers. In ihrem Nachruf heißt es: "John war ein unvergleichlicher Künstler, ein selbstloser Lehrer und ein verlässlicher Freund, es war eine Freunde, über 30 Jahre mit ihm gearbeitet zu haben." Die Galeristinnen Monika Sprueth und Philomene Magers betonen vor allem die Vielseitigkeit von Baldessaris Werk. "Gleichzeitig visuell ansprechend und reich an Theorie, erlaubt uns sein Werk ein tieferes Verständnis über die Codes, Zeichen und Symbole, die unserer alltäglichen Erfahrung innewohnen. John hat in jedem Medium, das er benutzt hat, Neuland betreten, darunter Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie, Video und Grafik. Er hat es mit den etabliertesten Traditionen der Kunst aufgenommen und sie mit subtilem Humor und scharfem Intellekt aufgebrochen."
Auch in der Presse wird John Baldessari als einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart gewürdigt. So schreibt die "L.A. Times" von einem "sanften Riesen der Kultur", der durch sein forsches und ehrfurchtsbefreites Fragen nach der Natur von Kunst eine ganze Generation von Künstlerinnen und Künstlern geformt habe. "Baldessari war als ein Leader von mildem Temperament bekannt, der sanft, aber mit einem Überfluss a menschlichen Einsichten und skurrilem Witz sprach", heißt es in der "L.A. Times" weiter. "Der zwei Meter große Künstler überragte die meisten seiner Studenten, genauso wie er über einer Kunstrichtung thronte, die Ideen mehr wertschätzte als Objekte."
In der "New York Times" ist zu lesen, dass John Baldessari der Konzeptkunst eine Dosis Humor verordnet hat. Im Nachruf der Zeitung wird der große Einfluss des Künstlers auf seine Heimatstadt Los Angeles betont. "Er half dabei, Los Angeles mit seiner geistreichen Bildproduktion und Jahrzehnten der Lehre in eine globale Kunstmetropole zu verwandeln", heißt es in dem Artikel. Durch seine Leichtigkeit habe Baldessari die Konzeptkunst von ihrer selbstgefälligen Ernsthaftigkeit befreit.
Das Kunstportal "Art News" schreibt, dass es unmöglich sei, den Einfluss von Baldessari zu überschätzen. "Die wichtigsten amerikanischen Künstler, die während der 80er-Jahre auftraten, schauten zu Baldessaris Kunst auf, sie sahen sie als etwas, das ihnen die Erlaubnis gab, Fotografie und Text zu benutzen. Er half dabei, eine Bewegung zu befeuern, die man als die "Picture Generation" kennt, ein loser Zusammenschluss von Künstlern wie Robert Longo, Goldstein und Cindy Sherman, die die Welt angefüllt mit wertlosen Bildern sah." Der Artikel zitiert ein Baldessari-Porträt im "New Yorker", in dem sich der Künstler an ein Gespräch mit Cindy Sherman erinnerte. Sie habe zu ihm gesagt: "Wir hätten es ohne dich nicht schaffen können."