Raubkunst-Streit vor Einigung

Düsseldorf will Gemälde zurückgeben

Der jahrelange Raubkunst-Streit zwischen Düsseldorf und der kanadischen Max-Stern-Stiftung hat der Landeshauptstadt weit über die Region hinaus Kritik eingebracht. Nun will die Stadt den Weg für eine Versöhnung freimachen

Die Stadt Düsseldorf will einen jahrelangen Streit mit der kanadischen Nachlass-Stiftung des jüdischen Kunsthändlers Max Stern beilegen und ein Gemälde zurückgeben. Der Kulturausschuss der Stadt werde am Donnerstag in nicht öffentlicher Sitzung über die Rückgabe des Bildes "Die Kinder des Künstlers" (1830) von Friedrich Wilhelm von Schadow abstimmen, sagte Kulturdezernentin Miriam Koch am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Alle demokratischen Fraktionen hätten Zustimmung zur Restitution signalisiert. Endgültig besiegeln will der Stadtrat die Rückgabe des Bildes an das Max-Stern-Art-Restitution-Project im April.

Nach einer jahrelangen Kontroverse um den aus Düsseldorf stammenden Kunsthändler Max Stern (1904-1987) vollzieht die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt damit eine Kehrtwende. Die Stadt könne "nicht belegen, dass es kein Restitutionsfall ist", sagte Koch über das Schadow-Gemälde. Mit Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) habe sie vereinbart, dass es ein gutes Signal wäre, sich in dem Streit zu einigen, ohne die Beratende Kommission zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts anzurufen. Es sei Vertrauen verloren gegangen, und die kanadische Stiftung sei nicht gut zu sprechen auf die Stadt Düsseldorf. Nun aber gebe es positive Signale, sagte Koch.

Der Einigungsvorschlag sieht vor, dass die Stadt Düsseldorf die Restitution formal beschließt und die Stiftung das Schadow-Gemälde nach Zahlung eines "angemessenen" Preises in der NRW-Landeshauptstadt belässt. Damit werde ein neuer Zeitabschnitt in der Zusammenarbeit zwischen Düsseldorf und der Max-Stern-Stiftung eingeläutet, sagte Koch.

Kontroverse entzündete sich 2017

Die Kontroverse hatte sich 2017 wegen der Absage einer Schau über Stern durch den damaligen Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) entzündet. Geisel hatte dies mit den Restitutionsforderungen der kanadischen Stiftung begründet. Die beteiligten kanadischen Stern-Experten waren brüskiert. Der Streit erlangte eine solche politische Dimension, dass etwa auch die "New York Times" über Düsseldorfs Umgang mit Max Stern schrieb. Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, kritisierte den damaligen OB Geisel öffentlich.

Nach mehrfacher Verschiebung wurde die Ausstellung 2021 dann in Kellers Amtszeit gezeigt. Keller hatte dem Max-Stern-Art-Restitution-Project einen "verantwortungsvollen Umgang" mit noch offenen Rückgabeersuchen zugesagt. Offen ist noch ein zweiter Fall, bei dem es um ein seit Jahren im Depot lagerndes Bild geht.

Max Stern wurde 1937 von den Nazis zur Auflösung seiner Düsseldorfer Galerie gezwungen, die neben den Galerien von Alfred Flechtheim, Johanna Ey und Hans und Georg Paffrath zu den prominenten Adressen des Düsseldorfer Kunsthandels gehörte. Er musste seine Ware versteigern lassen, konnte nach London fliehen und gelangte 1941 nach Kanada. Zwei Jahre verbrachte Stern in kanadischen Internierungslagern, arbeitete als Holzfäller und in einer Fabrik. Dann stieg er wieder in seinen Galeristen-Beruf ein und führte später die renommierte Dominion Gallery in Montreal. Das Ehepaar Max und Iris Stern erhielt höchste kanadische Auszeichnungen.

In dem kanadischen Projekt forschen drei Universitäten nach Kunstwerken aus der Sammlung. Mehr als 20 Werke wurden von Museen und über den Kunsthandel inzwischen zurückgegeben.