Schon im Treppenhaus, das vorgibt, barock zu sein, aber erst 1905 gebaut wurde, zeichnet sich ab, was sich in den umliegenden Räumen manifestieren wird. Monumental und gleichzeitig fragil hängen zwei riesige fleckige Tierhäute von der Decke, die einmal Kühen und Elchen gehörten. Der Kontrast von archaischer Brutalität und Leichtigkeit, von organischem vergänglichem Material und malerischer Geste durchzieht die gesamte Ausstellung.
Eigentlich steht jedem Preisträger des Günther-Peill-Stipendiums eine eigene Präsentation zu – diesmal wollten beide ihre Werke, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dezidiert zusammen zeigen und treffen damit ins Schwarze. Die lauten, intensiven und raumeinnehmenden Videoskulpturen von Raphaela Vogel werden durch die Bilder von Paul Sochacki wieder auf den Boden geholt. Der Sog ihrer schwindelerregenden Drohnenaufnahmen und ohrenbetäubenden Sounds wird abgefedert durch die Nonchalance seiner Malerei, die man dadurch wieder anders anschaut.
Man schmunzelt über die humorvollen, zarten Bilder, auf denen eine Gruppe von Fischen ein Unterwassermuseum besucht oder ein Löwe an einem Eishörnchen schleckt, doch schnell wird klar, dass es hier um viel mehr geht. Als gäbe es einen Schalter, der sich bei jedem Bild umlegen lässt, um den Spot auf die wahre Seite der vermeintlich lieblichen Sujets zu richten.
Das geschieht durch Titel wie "Auschwitz" oder "Being Hungry Is a Human Right", die allerdings nicht vorgekaut mitgeliefert werden, sondern nur auf dem Raumplan zusammengefasst sind, aber eben auch durch die Installationen von Raphaela Vogel, deren existenzialistische Energie auf die Bilder überzuspringen scheint – und umgekehrt. "Il mondo in cui vivo", wie ihr Teil der Ausstellung heißt, die Welt, in der wir leben und die sich hier zeigt, ist laut und geschüttelt, düster und schön zugleich.