An diesem Sonntag sollte eigentlich die Documenta-Diskussionsreihe mit dem etwas spröden Titel "We need to talk! Art - Freedom - Solidarity" über "das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie" starten. Damit wollte die Kasseler Weltkunstschau auf Vorwürfe reagieren, bei den eingeladenen Kollektiven gebe es antisemitische Tendenzen beziehungsweise eine verbreitete Nähe zur israelkritischen Initiative BDS (Boycott, Divest, Sanction). Nach Kritik des Zentralrats der Juden unter anderem an der Zusammensetzung der Panels wurde die Gesprächsreihe nun jedoch ausgesetzt - auch, weil sich geplante Gesprächspartner zurückgezogen hatten.
Die verfahrene Debatte um Antisemitismus auf der Weltkunstschau kommentiert Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr im Radio bei Detektor FM. Sie findet, dass durch die Intervention des Zentralrats ein offenes Gespräch zwischen den Parteien unmöglich gemacht wurde. Der Fall zeige, wie in Deutschland sofort jeder Dialog zum Erliegen komme, wenn das Thema BDS im Spiel sei - und das, obwohl es seit längerem eine internationale Diskussion um das Verhältnis von Israelkritik und Antisemitismus gebe.
Einen Lösungsansatz sieht Elke Buhr in der Aufweichung von ideologischen Verhärtungen angesichts der eigentlichen Ausstellung, die am 18. Juni eröffnen soll. Im Moment sehe es aber nicht so aus, als könne man absehbar zu einem normalen Gespräch zurückkehren.
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