Das Museum of Modern Art in New York braucht gelegentlich eine Weile, bis es auf neue Entwicklungen reagiert. Bei Yoko Ono kann man die Verzögerung genau beziffern: Die Schau über ihr Frühwerk eröffnet mit genau 44 Jahren Verspätung. 1971 war die "Yoko Ono – One Woman Show" schon mal angekündigt: per Anzeige in der Stadtzeitung "Village Voice". Nur dass nicht das MoMA, sondern Ono selbst das Inserat aufgegeben hatte – in einer ihrer typischen hintersinnigen Kunstaktionen. Sie drehte sogar einen Film dazu, für den sie Passanten fragte, ob sie die nicht existente Schau gesehen hätten. Die meisten nuschelten ein verlegenes "Ich wollte bald hingehen".
Es ist an der Zeit, die Ankündigung wahr zu machen. Ab 17. Mai können Besucher des MoMA erleben, was die Institution verpasste, als sie die junge Japanerin ignorierte. Während sich um sie herum die (männlichen) amerikanischen Expressionisten in Greenwich Village austobten, betrieb Ono Konzeptkunst avant la lettre. 1955 schon hatte sie sich das "Lighting Piece" ausgedacht: "Zünde ein Streichholz an und warte, dass es ausgeht." Ihre "Instruction Pieces" der folgenden Jahre waren frühe Beispiele einer immateriellen Kunst, die das Publikum auf neue Weise mit einbezieht.
Mit einfachsten Mitteln versuchte Ono in den 60ern, das Leben in Kunst zu verwandeln: Sie entwickelte Performances, verschickte Postkarten, drehte Filme. Und wenn sie sich mit der altmodischen Gattung Malerei beschäftigte, dann ironisch: Ihre Gemälde waren Leinwände, auf die man treten sollte.
Wenn jetzt in New York Onos Werk von 1960 bis 1971 aufgearbeitet wird – vor allem die Zeit vor Lennon –, dann kommt ihre innovativste Phase als Künstlerin zum Vorschein. Auf der Anzeige von 1971 geht sie übrigens am MoMA vorbei, ein "F" in der Hand, das das Haus in ein Museum of Fart zu verwandeln droht. Ein Furzmuseum. Rache muss sein.