Auszeichnung

Pritzker-Preis für Architektur geht an Inder Balkrishna Doshi

"Ordentliche Behausungen für die niedrigste Klasse": Auf schillernde Prestigeprojekte im Ausland hatte der Inder Balkrishna Doshi es nicht abgesehen. Stattdessen gestaltete er Wohnräume für seine Landsleute und wird dafür nun spät mit dem wichtigsten Architektur-Preis geehrt

Der renommierte Pritzker-Preis für Architektur geht dieses Jahr an den Inder Balkrishna Doshi. Der stark von Le Corbusier beeinflusste 90-Jährige habe einen "tiefen Verantwortungssinn und das Verlangen", seinem Land mit Architektur einen Beitrag zu leisten, hieß es in der Mitteilung der Hyatt Foundation vom Mittwoch. Die Stiftung vergibt den mit 100 000 Dollar dotierten Preis jährlich, der als weltweit wichtigste Auszeichnung für Architekten gilt.

Der in Pune geborene Doshi ist vor allem bekannt für ein Projekt zu bezahlbarem Wohnraum im indischen Indore. Dort baute er 1989 das Aranya Low Cost Housing, in dem heute 80 000 Menschen leben. Die mehr als 6500 Einheiten reichen von einfachen Zimmern bis zu geräumigen Wohnungen und bieten so Platz für Mieter mit verschiedenem Einkommen. "Die ganze Planung der Gemeinde, der Maßstab, die Schaffung von öffentlichem, halb-öffentlichen und privaten Räumen sind ein Zeugnis von seinem Verständnis davon, wie Städte funktionieren und wie wichtig städtisches Design ist", urteilte die Jury.

"Es scheint, als solle ich einen Eid ablegen und mich mein Leben lang daran erinnern: der niedrigsten Klasse ordentliche Behausung zu bieten", sagte Doshi schon 1954. In seinen mehr als 100 Projekten baute er aber auch Galerien, private Wohnhäuser sowie Gebäudekomplexe zur gemischten Nutzung und öffentliche Plätze. Oft finden sich Erinnerungen an indische Schreine und Tempel, aber auch an die Möbelwerkstatt seines Großvaters in seinen Entwürfen wieder.

Mit Le Corbusier, den Doshi als seinen Guru bezeichnete, arbeitete er zusammen, wie auch mit dem US-Amerikaner Louis Kahn. Doshi und Kahn bauten in Bengaluru etwa das Indian Institute of Management, einen von traditionellen Labyrinth-Bauten inspirierten Bildungs- und Forschungskomplex. "Doshi hat immer ernste Architektur geschaffen, die nie schrill ist oder Trends folgt", schrieb die Jury. Besonders stark kommt sein Stil in seinem als Sangath bekannten Studio im westindischen Ahmedabad zum Ausdruck.

Doshi ist der erste Inder, der den Pritzker-Preis gewinnt. Frühere Preisträger waren unter anderem Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Norman Foster und Peter Zumthor. Vergangenes Jahr wurde das spanische Architekten-Trio Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta aus Katalonien ausgezeichnet.