Gruppenschau in Frankfurt

Endspiel

"Das imaginäre Museum" bewahrt Kunst nach ihrer Abschaffung

Ein Science-Fiction-Ausstellungskonzept, warum nicht? Leider ist der Ansatzpunkt sehr gegenwärtig, nämlich dass die Bedeutung von Kunst für die Öffentlichkeit schwindet. Drei Häuser – Centre Pompidou, Tate und MMK – haben ihre Sammlungen zusammengetan, nach der ersten Station an der Tate Liverpool
ist das Gemeinschaftsprojekt jetzt in Frankfurt zu sehen.

Frei nach Ray Bradburys Sci-Fi-Roman "Fahrenheit 451", einer Dystopie, in der Literatur tabu ist und Bücher verbrannt werden, wird das Publikum ins Jahr 2052 versetzt: Noch einmal dürfen die insgesamt etwa 80 Hauptwerke der drei europäischen Sammlungen gezeigt werden, doch die Vernichtung der ungeliebten Kunst steht kurz bevor.

Aus dieser Was-wäre-wenn-Zuspitzung ergibt sich die Ausstellungsrhetorik: Was kann, pardon, konnte die Kunst, was waren Argumente für ihre Erhaltung? In den Überschriften der Abteilungen, benannt nach bekannten Buchtiteln wie "Die Vermessung der Welt", "Die Verwandlung", "Sinn und Sinnlichkeit", deuten sich Potenziale an: Kunst verbindet sich mit Wissenschaft, transformiert Alltägliches oder speichert Gefühle.

Letzteres gilt etwa für Felix González Torres’ Paar nackter Glühlampen, die an ineinander verschlungenen Kabeln hängen. Die Werke von Absalon, Thomas Bayrle, Robert Filliou, Barbara Kruger, Bridget Riley, Akram Zaatari und vielen anderen Künstlern werden am Abschlusswochenende 10. und 11. September verschwunden sein – in Transportkisten. Im leer geräumten Museum sollen dann Besucher von der Kunst erzählen, analog zu Bradburys Roman, in dem die Résistance Bücher auswendig lernt.