11. Berlin Biennale

Der Weg war das Ziel

Die 11. Berlin Biennale will kein Strohfeuer, sondern ein Prozess sein. Und so hat sie längst begonnen, in die Stadt hineinzuwirken. Nun eröffnet der letzte Teil: die große Ausstellung, die ein anderes Berlin zeigen soll

Kein kurzes Strohfeuer, sondern ein längerer Prozess war das Ziel der Kuratorinnen der 11. Berlin Biennale. Schon seit Sommer 2019 zeigen María Berríos, Renata Cervetto, Lisette Lagnado und Agustín Pérez Rubio kleinere Ausstellungen in ihren Räumen im Kulturzentrum ExRotaprint im Wedding, organisieren Workshops und Programme für die Kinder der Nachbarschaft und haben sich erfolgreich zum Treffpunkt verschiedener Communitys gemacht. Durch Corona wurde der Prozess noch länger als gedacht – und auch deutlich mühsamer zu organisieren.

So ist es schon der erste Erfolg der bb11, dass die große Ausstellung, vom Kuratorinnenteam "Epilog" genannt, überhaupt stattfindet – ab September statt wie geplant ab Juni. Vor allem die vielen Künstlerinnen und Künstler aus südamerikanischen Ländern, die eigentlich für Neuproduktionen oder performative Arbeiten hätten anreisen sollen, können nun leider nicht persönlich kommen. So gehen jetzt nur die Werke auf die Reise. In der Berliner Kunstszene haben die Kuratorinnen und Kuratoren viele Künstlerinnen und Künstler gefunden, die trotz internationalen Renommees hier bislang noch wenig ausgestellt haben, wie die in Beirut und Berlin lebende US-Amerikanerin Marwa Arsanios oder der Koreaner Young-jun Tak.

Die "Entwaffnung des Patriarchats im weitesten Sinne"

Auch Kollektive wie die Berliner Feministische Gesundheitsrecherchegruppe stehen auf der Liste, und aus Rio de Janeiro wurde das Museu de Imagens do Inconsciente eingeladen, das unter anderem Kunst von psychisch Kranken sammelt, ohne ihnen den Stempel der Art brut aufzudrücken. Der Parcours beginnt im KW Institute for Contemporary Art, wo sich viele Arbeiten um die "Entwaffnung des Patriarchats im weitesten Sinne" drehen, wie María Berríos es im Monopol-Gespräch ausdrückt: die Kritik an religiösen und weltlichen Führerfiguren, an der Psychologie der Masse und an Konzepten wie Staat und Nation, die Erforschung von anderen Formen von feministischer oder spiritueller Solidarität.

"Es ist wie eine Anti-Kirche“, so Berríos. Die Ausstellung im Gropius-Bau beschäftigt sich dann mit der postkolonialen Kritik am Museum, sie bietet unter anderem indigenen Positionen Platz und ist eingerichtet wie ein opulenter Dschungel. In den Ausstellungsräumen des DAAD werden Themen rund um den Körper, die Identität, die Stadt verhandelt. Und die Räume im ExRotaprint funktionieren als ein lebendiges Archiv aller vorherigen Ausstellungen, die dort stattgefunden haben. Außerdem soll hier Raum für weitere Workshops und andere Aktivitäten sein – je nachdem wie die Corona-Bestimmungen es in den kommenden Wochen erlauben.