Polyamorie

Wie das Leben mit mehreren Partnern das Design verändert

Die Welt ist um die Idee des Paares herumdesignt, sagt Dasha Tsapenko. Die Architektin fing mit zwei Kommilitonen eine Beziehung an – und entwarf Dinge für die Liebe zu dritt. Ihr neues Projekt untersucht in einem größeren Rahmen, wie alternative Beziehungsformen häusliche Räume verändern

Dasha Tsapenko, mit Ihrem Projekt "Lovaratory", für das Sie sich im Rahmen des Projekts "Housing The Human" über ein Jahr mit der Zukunft des menschlichen Zusammenlebens beschäftigen, untersuchen Sie polyamouröse Beziehungsformen. Wie kam es dazu?
Dazu muss ich ein wenig ausholen. Ich habe an der Universität Eindhoven Social Design studiert und mit zwei Freunden eine Fallstudie über das Leben abseits der Paarbeziehung begonnen. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass die Welt um die Idee des Paares herum designt ist. Wir haben mit unserem Projekt "His, His & Hers" Dinge für Menschen in einer Liebesbeziehung zu dritt entworfen: einen dreieckigen Esstisch, ein Bett, in das mehrere Personen Platz finden – Dinge, mit denen wir zeigen wollten, dass Design in der Hinsicht inklusiver werden muss.

Über die Zusammenarbeit fingen Sie und Ihre Kommilitonen Chris Cooper und Timothy Liu eine Beziehung an.
Ja, wir nennen es Triple. Während wir an "His, His & Hers" arbeiteten, wurde mir klar, dass es vielleicht interessanter wäre, sich nicht nur auf häusliche Beziehungen zwischen mehr als zwei Menschen zu konzentrieren. Denn viele Menschen leben zwar mit einem Partner oder einer Partnerin zusammen, haben aber darüber hinaus noch andere Partner an anderen Orten. Mein Ziel war also zu schauen, wie sich die häuslichen Räume verändern, wenn die Welt nicht mehr ausschließlich paarweise organisiert ist. Es entsteht ein Übergangsraum zwischen Wohnungen und dem öffentlichen Raum, in Restaurants, Nah- und Fernverkehrsmitteln, zwischen Städten und Ländern.

Wie genau sieht das "Lovaratory" nun aus, das Sie im Oktober in einer ersten Stufe im Berliner Haus der Kulturen der Welt präsentiert haben?
Der ursprüngliche Plan bestand darin, Feldstudien in 20 Haushalten anzufertigen und die Beziehungen aus allen möglichen Perspektiven zu analysieren. Ich stellte aber schnell fest, dass das sehr aufwendig wäre und auch verändern würde, was ich zu untersuchen hoffte. Also begann ich mit der Analyse meiner eigenen Freunde und meinen meine Beziehungen zu ihnen. Ich habe mit mir selbst angefangen, meine Primär- und Sekundärbeziehung. Dazu kamen Leute in verschiedenen anderen Konstellationen, mit jeder Ebene wuchs die Zahl der Teilnehmer. Danach untersuchte ich, wer wo mit wem zusammenlebt oder -arbeitet. Welche Räume von den Teilnehmern geteilt werden, wo es sich überlappte und welche Räume sich dazwischen auftaten.

Ziel des Projektes ist ein Prototyp. Wissen Sie schon, wohin es gehen wird?
Ich habe Schaubilder angefertigt, die diese Zwischenräume bildlich darstellten. Aber mir wurde klar, dass es für Außenstehende ziemlich schwer verständlich sein kann, warum mir diese Menschen etwas bedeuten. Also entschied ich, meine Arbeit zunächst als Performance zu präsentieren. Aber "Housing The Human" ist auf ein Jahr angelegt und steht noch ziemlich am Anfang.

Was wurde aus Ihrem Triple?
Wir sind nicht mehr zusammen und leben derzeit alle an verschiedenen Orten, aber wir arbeiten im Sinne unseres gemeinsamen Projektes an einer Hochzeit zu dritt. Alles wird auf drei Personen ausgerichtet sein: die Schwüre, die Ringe, die Choreografie des Hochzeitstanzes. Der Tanz ist unser Lieblingselement.