Andy Warhol (1928-1987) zählt als einer der wichtigsten Vertreter der Pop Art zu den künstlerischen Ikonen des vergangenen Jahrhunderts. Seine Porträts von Mao oder Marilyn Monroe, seine Bilder der Dosen von Campbell's Soup, die Banane für das Albumcover der Band Velvet Underground oder die Hose mit echtem Reißverschluss für "Sticky Fingers" der Rolling Stones sind Kunstklassiker. Andere Blicke auf sehr persönliche und intime Arbeiten des Künstlers zeigt gerade die Berliner Neue Nationalgalerie bis zum 6. Oktober mit der Ausstellung "Andy Warhol. Velvet Rage and Beauty".
In der riesigen Halle des berühmten Museumsbaus wurden eigens zahlreiche Wände für die etwa 320 Werke eingebaut. Rund ein Drittel der Arbeiten stammt aus dem Warhol-Museum in Pittsburgh, dem Geburtsort des Künstlers. Andere Werke hängen sonst in Privatsammlungen und sind somit kaum oder nie zu sehen. Sie lassen einen deutlich weniger bekannten Warhol entdecken. In den 50er-Jahren etwa zeichnete er zahlreiche seiner Liebhaber nur sehr skizzenhaft, andere sind mit Blattgold bearbeitet.
"Diese Ausstellung zeigt einen neuen Warhol, einen vielleicht auch unbekannten Warhol, der ein persönlicher Warhol ist, der Verletzlichkeit, Liebe, Leidenschaft, Schmerz und vor allem auch körperliche Sehnsucht darstellt", sagt beispielsweise Co-Kuratorin Lisa Botti.
Eine unterdrückte Facette in restriktiven Zeiten
Es geht um die Auseinandersetzung des Künstlers mit Schönheitsidealen. Polaroids mit Andy Warhol in Drag sind zu sehen, Blicke auf Details von Körpern, Formen von Sex, viel nackte Haut und Genitalien, alles stets in sehr unterschiedlichen künstlerischen Bearbeitungsformen. Einige Arbeiten konnten zu Zeiten ihrer Entstehung nicht oder nicht überall gezeigt werden. Warhol war homosexuell in einer Zeit, als dies in weiten Teilen der USA und der restlichen Welt noch illegal war oder entsprechende Paragrafen gerade langsam aufgehoben wurden.
Um diese queere und erotische Dimension des Künstlers geht es auch in dieser Folge des Podcasts "Kunst und Leben" von Monopol und Detektor FM. Moderatorin Aileen Wrozyna spricht darüber mit Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr und dem Autor Boris Pofalla, der gerade einen großen Text über Warhols homosexuelles Begehren geschrieben hat. Die beiden haben die (zum Teil sehr explizite) Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie bereits gesehen und berichten von ihren Eindrücken. Außerdem geht es darum, warum uns das Sexleben von Warhol überhaupt interessieren sollte.
Auch im Fotozentrum Fotografiska in Berlin ist gerade eine Schau zu Andy Warhol zu sehen. In "After The Party" geht es ebenfalls um Intimität und Zugehörigkeit im Werk des großen Popkünstlers. Zu sehen sind unter anderem seine Polaroids aus dem Nachtleben. Kurator Thomas Schäfer erklärt im Podcast, wie sich Privatheit und Öffentlichkeit bei Warhol verschränken - und wie jedes Foto von einem Bedürfnis nach Nähe erzählt.