Kunst und Wirtschaft sind von jeher auf ganz unterschiedliche Weise miteinander verwoben, doch die repräsentative Bedeutung von Kunst hat aktuell abgenommen. So sieht es zumindest der Kunsthistoriker Wolfang Ullrich, und eine gute Begründung hat er auch parat: während sich noch vor wenigen Jahren Unternehmenslenker:innen gerne vor Kunstwerken zeigten, demonstrieren sie heute lieber ihre Fitness – oder zeigen sich mit symbolisch aufgeladenen Konsumprodukten, wie etwa einer Handtasche, die aus nachhaltigen Materialien gefertigt ist. Wichtig sei, dass das Produkt einen ethischen Mehrwert demonstriere und politische Botschaften streue.
In vielerlei Hinsicht gelte das auch für Kunst, weshalb Künstler und Unternehmen heute neue Allianzen eingehen. Der Verlust der Autonomie der Kunst werde dabei von vielen gar nicht als Verlust der Kunstfreiheit empfunden, sondern als Gewinn: Die Teilhabe an Kunst über Konsum, so Ullrich, führe schließlich auch zu einer Demokratisierung von Kunst. Über Demokratie und Kunst kommt das Gespräch schließlich zu Kunst und Aktivismus. Denn da hat der Kunsthistoriker eine durchaus ambivalente Haltung. So erklärt er, dass – vermeintlich – nachhaltige Produkte den eigentlich schädlichen Konsum sogar ankurbeln können. Und das gut gemeinter Aktivismus nicht selten Gefahr laufe, genau das Gegenteil zu bewirken.
Nicht nur für den Aktivismus, sondern auch bei den neuen Allianzen zwischen Kunst, Wirtschaft und Alltagskultur spielen laut Wolfgang Ullrich die sozialen Medien eine wichtige Rolle, die er selber übrigens aktiv nutzt. Er stellt fest, dass in Instagramm und Co alles denselben Kriterien unterworfen sei, denn für alle gelten dieselben Hashtags. Künstler:innen wie Unternehmen müssen sich auf gleiche Weise den Logiken der jeweiligen Plattform anpassen, so Ullrich, denn den Rezipient:innen sei es gleich, ob es sich bei den Posts um Kunst, Mode oder irgendetwas anderes handele. Und ganz nebenbei verrät Wolfgang Ullrich auch, wie viele Stunden er am Tag auf Instagram verbringt.
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