Als Urvater des Dandys gilt der Brite Beau Brummel, der während des Übergangs vom 18. zum 19. Jahrhundert in London und Frankreich lebte. "Er kam eigentlich aus dem Bürgertum, wollte aber mehr sein. Er wollte an den englischen Hof", erzählt Sebastian Frenzel, stellvertretender Monopol-Chefredakteur in dieser Folge des Podcasts "Kunst und Leben". Das habe er auch geschafft, indem er die Manieren des Adels adaptierte, etwa durch extravagante Kleidung und Umgangsformen. Grundsätzlich könne man sagen, so Frenzel, dass der Dandy zwar durch sein Äußeres definiert werde, aber auch über eine Art "Geheimwissen" über Personen und Beziehungen verfüge, das ihm Zugang zu sozialen Räumen ermöglicht.
Der Dandy ist ein Meister der Verstellung. "Er verbirgt seine Persönlichkeit, er verbirgt seine wahre Armut. Er verbirgt manchmal auch seine sexuellen Interessen", erzählt Sebastian Frenzel. "Er gibt sich eigentlich wie eine leere Hülle, als sei er ein vollkommenes Vakuum".
Während Oscar Wilde im 19. Jahrhundert zum schreibenden Dandy stilisiert wurde, wird Marcel Duchamp zu Beginn des 20. Jahrhunderts wegen seiner künstlerischen Haltung und Lebensweise als Künstler in diese Rolle erhoben. Beispielhaft dafür sind seine Readymades, die nicht den Gegenstand, sondern die geistige Haltung dahinter zum Kunstwerk erheben. Außerdem spielte er auf eine Art mit Identitäten, die heute sehr zeitgenössisch erscheint.
Es kann auch weibliche Dandys geben
Der Idee des Künstlerdandys folgte in den 1970er-Jahren auch Andy Warhol, der davon sprach, eine Maschine sein zu wollen. Außerdem beschränkt sich der Begriff nicht unbedingt auf Männer, wie oft angenommen wird. Als weibliche Dandys könnte man zum Beispiel die US-amerikanische Künstlerin Elaine Sturtevant und die deutsche Konzeptkünstlerin Hanne Darboven lesen.
Über das politische Potenzial des Dandys und die Risiko dieser Figur spricht Sebastian Frenzel mit Moderatorin Aileen Wrozyna. Diese Folge ist die zweite zum Titelthema Männlichkeit der Sommerausgabe von Monopol.
"Kunst und Leben" ist ein Podcast für Kunst und Kultur in Kooperation mit Detektor FM. Monopol-Redakteurinnen und Redakteure sprechen zweimal im Monat über alles, was die Kunstwelt bewegt, schauen hinter die Kulissen, lassen Kuratorinnen und Künstler zu Wort kommen und erfahren Exklusives zu ihren Arbeiten und Perspektiven.
Die aktuelle Folge des Monopol-Podcasts können Sie hier hören. Dazu bitte die Inhalte aktivieren: