Zwar hätten sich Experten und die Hugo-Ball-Gesellschaft ausführlich mit problematischen Passagen in Balls Werk beschäftigt, hieß es. Dies sei "jedoch in der breiten öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent".
Steyerl sagte der Deutschen Presse-Agentur, sie habe den Preis nicht abgelehnt, "denn es gibt heuer keinen Preis". Es sei positiv, dass man es gemeinsam als nötig ansehe, "über antisemitische und möglicherweise rassistische Momente in Balls Werk" zu sprechen. Die Entscheidung werde von der Autorin und Performerin Olivia Wenzel aus Weimar mitgetragen, die einen Förderpreis erhalten sollte.
Pirmasens vergibt die nach Dada-Mitbegründer Hugo Ball (1886-1927) benannte Auszeichnung seit 1990 alle drei Jahre. Mit dem mit 10.000 Euro dotierten Preis erinnert die Stadt an sein Gesamtwerk. Ball hatte 1916 mit Emmy Hennings das Cabaret Voltaire in Zürich eröffnet, das konventionelle Kunst ablehnte. Bekannt wurden unter anderem seine experimentellen Lautgedichte wie etwa "Gadji beri bimba".
Die 1966 in München geborene Steyerl gilt als eine der international wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. Die in Berlin lebende Kunst-Professorin experimentiert unter anderem mit medialen Präsentationsformen und setzt sich kritisch mit künstlicher Intelligenz auseinander. Ihre Werke werden weltweit ausgestellt.