Pilvi Takala, denken Sie, dass Sie ein guter Security Guard waren?
Mein ganzes Projekt dreht sich um die Frage, was es bedeutet, ein guter Security Guard zu sein. In diesem Beruf besteht ein Spannungsverhältnis zwischen den eigenen Werten und der Erfüllung von äußeren Erwartungen. Auch wenn man innerhalb eines Systems von Regeln und Protokollen arbeitet, haben die Guards eine Menge Handlungsspielraum, was zu interessanten Grauzonen führt.
Wollten Sie das ganze System der Überwachung infrage stellen?
Es ist nie unproblematisch, wenn bestimmte Leute in Uniformen herumlaufen und die Erlaubnis haben, die Grundrechte anderer zu verletzen, also muss man sich der Verantwortung bewusst sein. Es ging mir darum, wie Menschen, die eine sehr kurze Ausbildung haben, oft sehr jung sind und wenig Geld verdienen, mit diesen Herausforderungen umgehen können.
Wie wird aus Ihrer persönlichen Erfahrung ein Kunstwerk?
Ich habe während meiner Schichten nicht gefilmt, aber nach meiner Zeit in dem Job Kollegen interviewt und fünf von ihnen für einen Workshop ausgewählt, in dem sie über bestimmte Situationen nachdenken und sie nachstellen konnten. Den habe ich gefilmt und daraus eine Videoinstallation gemacht.
Während der Pandemie ist Security viel sichtbarer geworden, auch an alltäglichen Orten wie Supermärkten und Kultureinrichtungen. Hat das Auswirkungen auf eine Gesellschaft?
Es hat einen großen Einfluss. Und das ist auch eines der Hauptverkaufsargumente von Sicherheitsfirmen: Jeder Hinweis darauf, überwacht zu werden, ändert das Verhalten der Menschen. Ein Teil des Jobs besteht darin, sichtbar zu sein. Security hat also Ähnlichkeit mit Performancekunst – physische Präsenz hat eine Wirkung. Es ist eine sehr performative Arbeit. Das ist auch etwas, das mich für diesen Job qualifiziert. Und es ist interessant, darüber nachzudenken, wie wir alle bis zu einem gewissen Grad gelernt haben, Autorität zu "performen".
Dieses Interview erschien erstmals anlässlich der Venedig-Biennale 2022.