Rund 85 Millionen Songs versammeln Streamingdienste wie Spotify oder Amazon Music. Ein gewaltiges Angebot, und doch gibt es in der Welt der Musik weit mehr zu entdecken. Das Karlsruher Projekt Pantopia Music will einen Raum schaffen für ein neues, anderes Hören. "Pantopia ist eine Plattform für Musiken, die es außerhalb eines kommerziellen Rahmens schwer haben", erklärt Sonja Walter, Chefdramaturgin am Badischen Staatstheater Karlsruhe, das das Projekt zusammen mit den Ethnologischen Museen in Berlin ins Leben gerufen hat.
Am Anfang, so Walter, standen dabei sowohl die Frage, wie man das Musiktheater im digitalen Zeitalter neu denken kann, als auch der Wille, dem westlich und kolonial geprägten Betrieb neue Formen globaler Musik entgegenzustellen. Das Programm wird so nicht von oben diktiert, sondern von einem Netzwerk internationaler Kuratorinnen, Musikethnologen und Künstlern zusammengestellt. Der Fokus liegt auf "transtraditionellen Werken", die kulturelle Grenzen sprengen und Bögen schlagen vom Klassischen zum Futuristischen.
Da sind zum Beispiel die Stücke des argentinischen Sängers und Bandoneon-Spielers Tomi Lebrero, der Elemente aus Volkstheater und Prozessionsmusiken mit neuen digitalen technischen Plug-ins erweitert. Oder ein Konzert von Frauen in der ländlichen Region von Radschastan, das der indische Forscher und Festivaldirektor Vinod Joshi kuratiert hat. "Bridging Bamako Berlin", das als Album, aber auch als Konzertmitschnitt sowie als Dokumentation auf der Website erscheint, wiederum vereint traditionelle Klänge aus Mali mit elektronischen Sounds aus Berlin.
Zehn Projekte seien bereits online, und momentan gehe etwa jeden Monat ein neues Album online, erzählt Sonja Walter. Dazu kommen Konzerte und Festivals, in Karlsruhe, aber auch in anderen Städten. Sie geben eine Ahnung davon, wie es aussehen könnte, das Musiktheater der Gegenwart.