Corona-Maßnahmen

Öffnet die Galerien!

In Deutschland wird über eine schrittweise Lockerung der Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus diskutiert. Kunstgalerien sollten bald wieder aufmachen können, findet Elke Buhr

Heute habe ich elektronische Post von einer Leserin bekommen. Susanne A. Schalz ist Künstlerin und hat Atelier und Showroom in einer großen Halle auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen. Sie will eine Lanze brechen für die möglichst schnelle Wiederzulassung der Öffentlichkeit in Galerien und Ateliers. "800 qm Platz, ein Desinfektionsspender im Eingangsbereich, zwei Kunden-WC mit Handwaschbecken, zwischen mir und Kunden locker das Zehnfache der geforderten zwei Meter Abstand, mit Warteschlangen vor meiner Tür ist eher nicht zu rechnen", so beschreibt sie die Situation. Den zwei bis zehn Kunden oder Interessierten am Tag, die jetzt Zeit hätten, sich ihre Arbeiten anzusehen, würde sie gerne ihre Türen öffnen. Darf es aber nicht.

Schalz ist nicht die Einzige, die so denkt. Schon als #staythefuckhome wie ein – durchaus gut begründeter – moralischer Imperativ auch durch die künstlerischen Netzwerke ging, fragte so mancher Galerist hinter vorgehaltener Hand, warum eigentlich viele Kollegen und Kolleginnen schon vor dem offiziellen Lockdown ihre Türen geschlossen hatten – schließlich gibt es wohl kaum ein Geschäft, in dem die Hygiene- und Abstandsregeln so leicht einzuhalten sind wie in einer Galerie, wenn man denn auf Eröffnungen verzichtet.

Jetzt macht die Notwendigkeit, im Lockdown ein gutes Beispiel zu geben, langsam der Planung des neuen öffentlichen Lebens mit dem Virus Platz, und die Situation kann etwas pragmatischer bewertet werden.

Beispiel Österreich

In Österreich, so hieß es vergangene Woche, würden die Galerien nach Ostern wieder öffnen können, da kleineren Geschäften ab dem 14. April die Geschäftstätigkeit wieder erlaubt sein soll. Doch das ist erst einmal Theorie. Noch ist auf den Websites von Galerien wie Naechst St. Stephan oder Crone die Schließung bis auf Weiteres annonciert, Crone will auf Nachfrage nicht vor Ende Mai wieder eröffnen. Andere Wiener Kunsthändler diskutieren aber wohl bereits, wie sie die Öffnung früher umsetzen können. Übergangsweise sind die Ausstellungen individuell nach Terminvereinbarung zu besichtigen. Das geht natürlich immer, aber noch besser wäre es, wenn man eine Wiedereröffnung kommunizieren könnte.

Verglichen mit Autohäusern oder Möbelläden mag die Branche winzig sein, insofern ist es kein Wunder, dass in der öffentlichen Debatte der Kunsthandel nicht gerade an erster Stelle steht. Aber für die Künstlerinnen und Künstler, die gerade ohne Verdienst dastehen, wären zumindest auf Sparflamme funktionierende Galerien ein wichtiger Schritt. Ich schließe mich also dem Wunsch unserer Leserin an: Wenn die Exit-Strategien kommen, bitte die Galerien nicht vergessen!