Nural Moser, auf Ihrem Instagram-Account posten Sie regelmäßig Fotos von sich in Burka-Ensembles auf den Toiletten internationaler Flughäfen. Ist das Kunst oder ein persönliches Experiment?
Beides. Ich habe mich mit der Frage beschäftigt, wie viel Freiwilligkeit darin steckt, wenn Frauen eine Burka oder einen Hidschab tragen, welche religiösen, sozialen und politischen Machtmechanismen diese Freiheit beeinflussen oder sogar manipulieren. Die erste Reise war mit einem Kaftan. Von da an hat es sich weiterentwickelt und einen künstlerischen Aspekt bekommen: weil es geplant ist, weil ich mich gewisser ästhetischer Mittel bediene, weil ich mich innerhalb des Kunstbereichs in einem Rahmen bewegen kann und Dinge tun kann, die ich sonst nicht tun könnte.
Weil die Kunst Experimente legitimiert?
Weil Kunst nur eine Regel hat: dass es keine Regeln gibt. Und weil ich Künstlerin bin und alles, was ich mache und in die Öffentlichkeit bringe, mit Kunst zu tun hat. Politische Kunst habe ich auf Grund ihrer Komplexität immer sehr respektiert. Allerdings hatte ich vor dem Projekt nicht das Gefühl, dass ich in der Lage sei, einen gehaltvollen Beitrag zu leisten. Aber dadurch, dass diese Arbeit aus einem intuitiven Prozess entstanden ist, hat es für mich funktioniert. Intuitive Entscheidungen innerhalb eines künstlerischen Prozesses bedeuten nicht, dass sie unüberlegt sind oder keinen Kontext besitzen. Im Gegenteil: Diese intuitiven Entscheidungen kommen aus der intellektuellen Auseinandersetzung mit der Thematik.
Ich war kürzlich auf einem Symposium, wo auch die Frage gestellt wurde, ob und wie man die Internetpersona von sich trennt. Künstler Andy Kassier meinte, er trenne das nicht, andere Instagram-Künstler ziehen da eine klare Linie …
Bei einer performativen Arbeit ist das auch so: Man kann gar nicht vermeiden, dass die Person, in die man hineinschlüpf, auch Teil von einem wird. Ich mache das schon seit fast zwei Jahren, und diese Frau in der Burka wird immer mehr zu einem Teil von mir.
Sie fotografieren sich in den Spiegeln von Flughafentoiletten und dokumentieren auch den Prozess des Umziehens. Ziehen Sie sich immer dort um? Wie nehmen Sie den Transformationsprozess wahr?
Das ist bei jeder Reise anders. Wenn ich zum Beispiel mit viel Gepäck fliege, dann ziehe ich mich erst am Flughafen um. Eine Burka macht einen stark bewegungsunfähig. Ich kann mich entscheiden, ob ich mich vor dem Security-Check umziehe oder danach. Ich habe mich auch schon im Flugzeug umgezogen. Einmal bin ich mit Burka eingestiegen, habe mich während des Fluges im Flugzeug ausgezogen und bin als Frau ohne Verhüllung ausgestiegen. Und einmal habe ich es umgekehrt gemacht.
Unterscheidet sich eine künstlerische Auseinandersetzung von einem journalistischen Selbstversuch?
Das war für mich eine intuitive Entscheidung. Ich bin eigentlich Bildhauerin. Weder performative noch politische Kunst waren Teil meiner bisherigen Arbeit. Obwohl ich auch in meinen skulpturalen Arbeiten Zeiträume bearbeite und sozialpolitische Themen aufgreife, vor allem in den Installationen. Bei "Safety Travelling" spürte ich aber von Anfang an, dass ich mit dieser Arbeit und in der Form, in der ich sie umsetzte, wichtige gesellschaftliche Themen aufzeigen und nach außen kommunizieren kann. Es war mir aber bis zu einem gewissen Grad auch egal, was die Leute davon halten. Ich wusste nur, ich kann nicht damit aufhören. In der Kunst geht es auch um die Kontinuität. Wenn du etwas anfängst und dann zwei Monate später damit aufhörst, dann nimmt dich keiner ernst.
Aber warum haben Sie den Flughafen als Ort gewählt?
Weil es ein öffentlicher Ort ist, an dem man sich länger als eine Stunde aufhalten kann, ohne dass es auffällt, weil alle Leute auf ihre Flüge warten oder jemanden abholen. An jedem anderen öffentlichen Raum werden die Leute misstrauisch, wenn man mehrere Stunden dort verharrt, mit oder ohne Burka. Gleichzeitig gibt es am Flughafen automatisch eine höhere Interaktion mit Kontrollorganen und dadurch Autorität wie dem Security-Personal, dem Flugzeug-Personal oder der Polizei. Durch die geschürten Terrorängste ist der Flughafen zu einem emotionalen Ballungszentrum geworden. Diese Aspekte haben den Ort physisch und konzeptuell als Raum interessant für mich gemacht.
Inwiefern problematisieren Sie auch Identitätskonzepte?
Ich habe vor allem angefangen, religiöse Macht- und Identitätskonzepte zu hinterfragen. Bei einem Flug von London nach Berlin stand ich am Security-Check und mein Koffer wurde genauer untersucht. Da fragte mich ein Girl, ob ich Musilma sei. Und ich habe ja gesagt. Und sie meinte dann: "Wir auch." Und dann haben wir uns unterhalten. Das ist dann so ein Community-Ding. Sie war die erste, die mich direkt angesprochen und eine normale Konversation mit mir geführt hat. Dann hat sie mich weiter gefragt: "Wieso trägst du die Burka? Möchte das deine Familie?" "Nein, es ist eine freie Entscheidung." Ich habe ihr kein einziges Mal eine unehrliche Antwort gegeben. Sobald ich diese Burka trage, existiere ich unter selbstauferlegten Reglements, die im Zusammenhang mit der muslimischen Religion stehen. Einmal hat mich auch eine Mitarbeiterin von der Security gefragt: "Du bist so hübsch. Wieso verschleierst du dich?" Und ich habe geantwortet: "Weil ich muss." Und das hat auch gestimmt. Da kommt dann auch die Frage von Selbstunterdrückung zum Vorschein. Ich erlege mir im Namen der Kunst ein eigenes Machtkonstrukt auf.
Aber haben Sie dann aufgelöst, dass Sie sich dieses "Ich muss …" selbst auferlegt haben? Sie beeinflussen mit Ihrer Antwort ja auch den Blick auf das Thema.
Eine Auflösung war in dieser Situation nicht möglich. Ich spiele bis zu einem bestimmten Grad auch damit. Es ist aber trotzdem nicht mehr ganz freiwillig. Es macht mir keinen Spaß, unter einer Burka zu sein. Alle Sinnesorgane sind blockiert, man kann sich nicht richtig bewegen oder mit dem sozialen Umfeld interagieren. Es ist ein menschengemachtes, tragbares Gefängnis. Automatisch wird deine gesamte Körperhaltung zu einer Körperhaltung von Demut. Der Mensch gewöhnt sich an alles, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass es nicht schön ist, täglich so existieren zu müssen. Ich bin aber in der Lage das abzulegen wann und wo ich will. Jede Frau, die wirklich aus eigenen Stücken so leben möchte, soll es tun, aber ich hinterfrage, inwieweit diese Entscheidung freiwillig oder ob sie von gesellschaftlicher Gewohnheit bis hin zu forcierter Angst, Gewalt und Bestrafung beeinflusst ist.
Sind Sie eigentlich mal auf Arabisch angesprochen worden?
Die Frauen sprechen mich nicht an und die arabischen Männer würden mich, glaube ich, meistens gerne lynchen. Die arabischen Männer und Frauen wissen ganz genau, dass da etwas nicht stimmt, wenn ich da gerade alleine in einer Burka mit einem Koffer am Flughafen stehe. Egal was es ist, irgendwas stimmt da nicht.
Waren die Reaktionen in der EU und im EU-Ausland unterschiedlich?
Der Unterschied liegt in der generellen politischen Lage des jeweiligen Landes. Im EU-Land Polen zum Beispiel wurde mir am Flughafen drei Mal davon abgeraten, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nehmen. Am Flughafen Istanbul Hatay wurde ich eine Stunde verhört. Die wussten einfach, da stimmt was nicht.
Haben Sie Familienmitglieder, die den Islam praktizieren oder sich zumindest damit identifizieren?
Meine gesamte Familie väterlicherseits ist muslimisch geprägt. Mein Vater sowie seine Geschwister sind muslimisch erzogen worden. Meine Großmutter ist eine sehr gläubige Frau. Aber meine Familie ist grundsätzlich progressiv, liberal. Außer meiner Großmutter hat niemand ein Kopftuch getragen. Für sie war das wichtig, sie trägt das noch immer, aber leger. Meine Familie ist auch voll von Musikern und Künstlern. Die unterstützen das Projekt oder haben zumindest nichts dagegen. Ich habe mit meinem Vater schon viele Gespräche darüber geführt, positive und negative Aspekte diskutiert. Aber meine Familie ist stolz auf mich und sie freuen sich, wenn ich glücklich bin. Und wenn ich verhaftet werde, dann sind sie sauer auf mich. Dann denken sie sich: Ach, du Idiotin! Aber solange alles gut geht, ist alles ok.
Bei Ihrem ersten Post haben Sie statt einer Burka lediglich eine Art Kaftan und einen schwarzen Turban an. Für mich sieht das eher nach einem Orientalismus-2.0-Trend aus als nach einem "echten" Kopftuch.
Ich habe im Winter davor angefangen, wegen der Kälte Turbane zu tragen. Dann habe ich gemerkt, wie sich das Verhalten der Menschen mir gegenüber verändert hat. Frauen mit Hidschab haben plötzlich angefangen, mit mir zu sprechen, weil sie mich als Teil ihrer Community wahrgenommen haben. Andere Männer in der U-Bahn haben angefangen, mir nachzuschauen. Männer, die mir normalerweise nachgeschaut haben, haben sich nicht mehr für mich interessiert. Leute haben angefangen, mich auf Türkisch anzusprechen. Da ist mir klargeworden, wie stark visuelle Zeichen die Wahrnehmung des sozialen Außen beeinflussen. Für mich stellt die Burka eines der stärksten visuellen Zeichen der weiblichen Unterdrückung in der heutigen Gesellschaft dar.
Wie stehen Sie dann zu anderen Kopftüchern? Kann ein Kopftuch nicht auch Teil einer Emanzipation sein?
Das ist die ewige Diskussion. Religion ist grundsätzlich ein Machtkonstrukt, eine Struktur, die auf der Basis von Unterdrückung funktioniert. Blinder Glaube nimmt dem Menschen die Selbstverantwortung und die Selbstbestimmung. Historisch wurden die übelsten tiefschwarzen Abgründe des Menschen durch die Religion gerechtfertigt. Oder erst durch Religion geschaffen. Das Patriarchat: die Unterdrückung der Frau, Adam und Eva. Wenn eine Frau eine Bruka oder ein anderes Kopftuch wirklich freiwillig tragen will: fair enough. Aber ich stelle auferlegte Zwänge und die Unterdrückung durch religiöse Machtstrukturen innerhalb der Familie und des sozialen Umfelds in Frage. Wir haben die letzten 100 Jahre innerhalb einer christlich-westlich geprägten Gesellschaft für die Emanzipation der Frau gekämpft und ich sehe einfach, dass die islamische Struktur noch so stark in den patriarchalen Strukturen steckt und dass es innerhalb dessen kaum um die Freiheit und Selbstbestimmung der Frau ging.
Aber inwiefern ist es dann Ihre Rolle, das anzuprangern? Sie sind in Wien aufgewachsen, in einem christlich-europäischen Umfeld. Wie gehen Sie mit einem Vorwurf der kulturellen Aneignung um?
Ich muss auch nicht die Bibel gelesen haben, um zu verstehen, wie die Unterdrückungs- und Machtstrukturen im Christentum funktionieren. Das weiß man, wenn man sich damit auseinandersetzt. Ich muss nicht Wirtschaft studiert haben, um zu verstehen, wie Kapitalismus funktioniert und dessen unterdrückende Machtstrukturen. Männer leiden genauso unter einem Reglement, das die Geschlechter nicht gleichstellt, sondern eines von beiden unterdrückt. Das ist keine kulturelle Aneignung, das sind menschliche Strukturen. Es geht mir nicht darum, jemanden zu sagen, vorzuschreiben oder zu verbieten, wie er oder sie das Leben oder den Glauben leben soll. Ganz im Gegenteil, denn es geht mir darum, fundamentalistische und faschistische Machtstrukturen aufzuzeigen und eventuell zu lösen. Ich kann nur für mich und über offensichtliche Unterdrückungsmechanismen sprechen. Ich bin der Meinung, dass wir versuchen sollten, diese Themen durch Konversationen zu einer Lösung zu bringen und nicht durch gegenseitig auferlegte Verbote. Man kann nicht ein Machtkonstrukt einem anderen auferlegen, wie es durch das Burkaverbot versucht wird. Stattdessen müssen wir uns mit diesen Strukturen auseinandersetzen.
Orientieren Sie sich an bestimmten modischen Vorbildern, oder sind das eigene Kreationen?
Ich bin mein eigenes modisches Vorbild. Ich überlege mir schon, was ich anziehe. Auch die Ästhetiken mit denen ich spiele. Ich bediene mich dafür unterschiedlicher visueller Mittel und Inspirationen. Darin liegt die Komplexität der ganzen Sache. Ich möchte entweder die erste Burka-Influencerin werden oder Staatsfeind Nummer Eins. Solche Aussagen muss man aber natürlich mit einer Ironie verstehen.
Ich glaube, viele Ihrer Posts muss man mit einer Ironie verstehen.
Nein. Aber man kann und sollte ernsthafte Themen auch mal mit Humor betrachten. In den Posts ist aber keine Ironie, außer vielleicht in Bezug auf die Provokation. Und in den Outfits ist etwas Ironie drin. Aber ich bin immer noch in meinem Körper, mit meiner Weiblichkeit und meiner Sexualität. Ich bin noch immer die freigeistig aufgewachsene Frau, die ich bin, und lebe noch immer das selbstbestimmte Leben, das ich lebe. Ich spiele mit gesellschaftlichen Strukturen und Mechanismen, aber ironisch meine ich das nicht.
Wobei Sie die Sexualität ja mit einfließen lassen.
Sexualität und Weiblichkeit spielen natürlich eine wichtige Rolle, weil das einer der Gründe ist, warum Frauen verschleiert oder von Männern unterdrückt werden. Das liegt an ein paar Männern in der Geschichte, die die ersten Koranausleger waren. So wie es im Christentum die Evangelien gibt. Also wenn die Apostel Maria Magdalena nicht einfach – zack – kurz weggeschafft hätten, dann würde das Christentum auch anders aussehen. Wenn man sich Unterdrückung historisch ansieht, erkennt man immer wieder die selben Muster, ob durch Religion, Kolonialisierung – die ja auch stark mit Religion verbunden war – oder anderen politisch geprägten Machtstrukturen. Dabei war, abgesehen von ganzen Völkern, die vom Westen unterdrückt wurden, meistens die Frau das "Opfer". Dabei ist die Frau eigentlich das stärkere Geschlecht, weil sie Leben auf die Welt bringt. Aber es ist leider eine Tatsache, dass wir immer noch unter diesen patriarchalen Strukturen leben. Aber es gibt Gegenbewegungen, auch im Islam: zum Beispiel eine Strömung weiblicher Intellektueller, die den Koran feministisch auslegen. Diese Arbeit empfinde ich als sehr wichtig, und das ist auch ein Aspekt in meinem eigenen Schaffen, aber eher in einem humanistischen Sinn als einem religiösen. Ich denke, wenn innerhalb der Religionen Sexualität freier gelebt werden würde, dann würde auch nicht so viel Hass existieren. Und um die Emanzipation des weiblichen Körpers, dieses "I am the woman underneath the veil" geht es in den performativeren Arbeiten, wie zum Beispiel den GIFs.
In dem einen GIF wechseln sich zwei Bilder ab: eines mit Burka auf einem Bett und eines, auf dem Sie nackt sind und ein umgedrehtes Kruzifix Ihre Scham verdeckt. Bedarf es für die Liberalisierung der Frau ihrer Nacktheit oder geht es Ihnen um die Stigmatisierung der Nacktheit, die es abzulegen gilt?
Wenn dann eher Zweiteres. Das ursprüngliche GIF bestand aus dem Bild mit Burka und einem Bild des nackten Körpers. Das wurde von Instagram gelöscht. Daraufhin kam das mit dem umgedrehten Kruzifix. Es ist ok, Waffen, Geld und Drogen zu zeigen, Liebe, Sexualität und erotische Körper hingegen sind verboten. Das zeigt, dass unsere Gesellschaft von Gewalt und nicht von Liebe geprägt ist. Klar, es gibt die Community-Guidlines von Instagram, aber das ist eben auch eine Community und Instagram ist westlich-christlich und daher kapitalistisch geprägt. Zuerst ging es bei dieser Arbeit um die Befreiung von der Burka und die Emanzipation des weiblichen Körpers. Dann aber, nachdem das gelöscht wurde, ging es natürlich auch um diese andere Unterdrückungsstruktur der Zensur. Mir war natürlich klar, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sein würde, dass der Post gelöscht wird, daher ging es auch von Angang an um diese aus zwei verschiedenen Welten kommenden Verbotsreglements. In diesem Zusammenhang arbeite ich auch gerade an einer Performance, die Ende November in Basel stattfindet.
Sie haben vor, das Projekt in den Ausstellungsraum zu bringen?
Ich habe von dem Projektraum BIKINI in Basel die Möglichkeit bekommen, dort eine Ausstellung mit dem "Safety Travelling"-Projekt zu machen. Ich freue mich, die Arbeit auch in einem Galerie-Kontext zu zeigen und mich damit auf einer anderen Ebene mit der Thematik auseinander zu setzten, auch auf einer neuen ästhetischen Ebene. Ich habe zum Beispiel gerade eine Arbeit wiedergefunden – die hatte ich komplett vergessen. Als ich im ersten Jahr meines Studiums am St. Martins College in London war, bekamen wir die Aufgabe, eine "Public Intervention" zu erarbeiten. Damals habe ich mir eine rote Burka genäht und angezogen, um sie mir dann an einer Bushaltestelle wieder auszuziehen. Da wurde mir klar, dass mich dieses Thema auch künstlerisch schon länger beschäftigt hat. Jetzt überlege ich: Wie kann ich die Arbeit vom Digitalen ins Physische umsetzen?
Wie nehmen Sie sexualisierte Details und die Fetischisierung von Burkas wahr?
Die Verschleierung oder das Verhüllen können ja auch etwas Angenehmes oder ein Fetisch sein. Es gibt zum Beispiel in England eine Gruppe von Männern, die sich Burka-ähnliche Kostüme nähen und diese anziehen. Die fühlen sich damit wohler. Die Ästhetik der Burka wurde in der Mode oft aufgegriffen, weil sie ein ästhetisch sehr interessantes Objekt ist. Ich habe mir jetzt mal eine Latexburka bestellt. In Rot. Das bereitete viel Spaß und Herzklopfen. Damit bewege ich mich kontextuell auch weiter in die Richtung von freier Sexualität und dem Fetisch der Verhüllung. Ich habe im Zuge der Recherche eine Frau gefunden, die ist verheiratet, hat Kinder, einen Doktortitel und hat sich vor ein paar Jahren dazu entschieden, Vollzeit eine Latexburka zu tragen.
Eine echte Burka hat sie vorher nicht getragen?
Nein, aber sie und ihr Mann haben eine unterwürfig/dominante Beziehung. Also sie ist seine Dienerin und er ist ihr Meister. Und das ist eine freiwillige, fetischisierte Version davon. Das ist wirklich absurd. Ich habe diese Latexburka noch nicht angehabt, aber die Vorstellung macht mich kribbelig. Wie gesagt, ich bin die Letzte, die irgendjemandem vorschreibt, wie er oder sie leben soll.