Ein bisschen fühlte es sich ja schon nach Krimi an, als viele Menschen am 15. April 2019 vor dem Fernseher saßen und sich fragten: Fällt sie? Bleibt sie stehen? Und dann kam nach dem Brand in der Pariser Kathedrale Notre Dame das Melodram. Trauer, Entsetzen, große Gesten. Nun soll aus der Feuernacht von Notre Dame tatsächlich eine Miniserie werden. Das wurde während der Fernsehmesse "Mipcom" in Cannes bekannt. Die französische Produktionsfirma Pathé ("The Queen", "Slumdog Millionaire") plant die Verfilmung zusammen mit dem Medienunternehmen Vendome Pictures und will sich dabei an der überaus erfolgreichen Katastrophen-Serie "Tschernobyl" des Senders HBO orientieren.
Grundlage der Handlung soll die Recherche der "New York Times" sein, die die Rettung der Kathedrale durch die Feuerwehr detailliert nachzeichnete. Laut dieser Erkenntnisse war Notre Dame unmittelbar vor dem Einsturz und wurde buchstäblich in letzter Sekunde gerettet. Auch heute ist das ikonische Bauwerk noch nicht endgültig gesichert. Nach Angaben des Erzbistums in Paris gebe es keine Garantie, dass das beschädigte Gebäude beispielsweise starken Herbststürmen standhalten werde.
Woanders ist Schulterzucken
Wann die Serie veröffentlicht werden soll und wer mitspielt, ist noch nicht bekannt. Neben dem Feuer-Thriller in der gotischen Kathedrale gäbe es aber noch andere Themen, die man angehen könnte. Denn nach dem Brand kam auch eine Diskussion über die internationalen Reaktionen auf. Warum trauert die ganze Welt um eine christliche Kirche in einer westlichen Stadt, warum spenden die Reichen gerade dafür Millionensummen, wenn anderswo auf der Welt Kulturgut, Urwald und Lebensraum oft schulterzuckend vernichtet werden? Warum kündigt Präsident Emmanuel Macron den Wiederaufbau innerhalb von fünf Jahren an, ohne dass öffentlich darüber diskutiert worden wäre, wie eine neue Kathedrale aussehen könnte?
Wenn die Serie nicht nur Feuerwehr-Action in Qualm und Funken-Kulisse sein will, böte sich auch eine gesellschaftliche Einordnung des Dramas an. Dann wäre auch eine Gastrolle der beiden spendenfreudigen Mäzene François-Henri Pinault und Bernard Arnault drin.