Insta-Watchlist: Andy Picci

"Sie sagen, das ist Kunst?"

Andy Picci könnte ein Influencer sein. Auf Instagram lebt sein Alter Ego alle Klischees aus, die man mit ruhmsüchtigen Social-Media-Berühmtheiten verbindet. Im Interview warnt der Künstler vor Social-Media-Manie

Herr Picci, ist Ihr Name wirklich Andy Picci? Das klingt viel zu sehr nach dem perfekten Künstlernamen.
Mein Name ist Andrea Giuseppe Picci. Andy Picci ist der Name meines digitalen Alter Egos. Er ist eine Parodie meiner selbst.

Wie ist Andy Picci so?
Andy ist ein Künstler, der sich leicht lieben und hassen lässt. Andy ist das Klischee eines Künstlers. Er reflektiert satirisch das Verhalten von Menschen in Zeiten sozialer Medien, ihre Faszination für Ruhm und ihre Suche nach Berühmtheit.

Wie würden Sie Ihren Account beschreiben?
Mein Instagram ist eine Performance. Ich nutze die sozialen Medien nicht als virtuelle Galerie, in der ich meine Kunst zeige und promote, sondern als künstlerisches Medium. Facebook und Instagram nutze ich wie ein Maler seine Farben.

Was ist Ihnen lieber? Follower, die verstehen, dass Sie Künstler sind, oder Follower, die glauben, Sie seien ein Influencer, der mit Aufmerksamkeit Geld verdient?
Für mich ist beides in Ordnung. Ist nicht die Rolle eines Künstlers, das Publikum zu beeinflussen? Ich hoffe jedenfalls, dass die Leute meine Kunst als Kunst akzeptieren. Vielleicht ändern Menschen ihre Meinung irgendwann darüber, was alles Kunst in Zeiten sozialer Medien sein kann. Kunst sollte sich im Rhythmus mit der Gesellschaft entwickeln, andernfalls ist sie bedeutungslos.


Einige Ihrer Postings sehen aus wie das Klischee einer bezahlten Partnerschaft zwischen einem Unternehmen und einem Influencer. Als Follower ist man sich nie sicher, ob es echt oder doch fake ist. Sie sagen, das ist Kunst?
Der Unterschied zwischen einem Influencer und einem Künstler ist der Anspruch, das Ziel. Ich glaube nicht an die Kraft eines einzigen Kunstwerkes, es geht doch um den Kontext, in dem eine Arbeit steht. Es ist einfach, ein so genannter "Content Creator" in den sozialen Medien zu sein, der täglich Content teilt. Und klar, natürlich kann das auch zu einem Vollzeitjob werden, das möchte ich nicht in Abrede stellen. Ein Künstler ordnet ein, reflektiert einen Sachverhalt und schafft im besten Fall ein zeitloses Statement über seine Zeit. Influencer, die täglich Content teilen, sind wie Künstler, die bloß Dekoratives schaffen.

"Social Media seriously harms your mental health". Also, "Soziale Medien schaden ernsthaft der mentalen Gesundheit", das ist die Aussage einer Ihrer Arbeiten. Sie haben auch ein sehr ernstes Anliegen?
Das Belohnungssystem des Gehirns springt an, wenn wir Likes bekommen. Die sozialen Medien funktionieren wie eine Droge, sie machen süchtig. Darüber sollte bei all der Social-Media-Manie auch gesprochen werden. Wie Studien gezeigt haben, befördern die sozialen Medien beispielsweise Depressionen.

Wie ist es mit Ihrer Arbeit? Existiert die eigentlich außerhalb der sozialen Medien?
Natürlich. Also, bisher nur noch nicht wirklich. Aktuell arbeite ich mit der Hilfe von ein paar Galerien daran, eine Lösung dafür zu finden, wie ich meine digitale Kunst im Digitalen lassen kann. Es wäre doch eine Schande, wenn das Framing meiner Arbeit verloren gehen würde, schließlich geht es mir um digitale Identitäten.