Der Deutsche Kulturrat, Dachorganisation von mehr als 250 Bundeskulturverbänden, mahnte am Freitag ein "neues Denken" an. "Im Kern geht es um die Frage, wie das immer noch vorhandene kolonialistische Weltbild vertrieben und wie partnerschaftlich mit den Ländern des globalen Südens zusammengearbeitet werden kann", erklärte Geschäftsführer Olaf Zimmermann.
Die in Berlin und Paris lehrende Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der senegalesische Ökonom Felwine Sarr empfehlen in einem vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Auftrag gegebenen Bericht, praktisch alle aus der Kolonialzeit stammenden Kunstwerke an die Herkunftsländer in Afrika zurückzugeben. Allerdings müsste dafür das französische Gesetz über Kulturgüter geändert werden.
Ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte auf Anfrage, man wolle den Bericht nach der Übergabe am Freitag in Paris zunächst auswerten, ehe man ihn kommentiere.
Die Haltung des Hauses sei aber unabhängig von den Vorschlägen aus Paris eindeutig. "Raubkunst muss zurückgegeben werden, das gilt auch für Kulturgüter aus kolonialen Kontexten", betonte der Sprecher. "Das setzt Provenienzforschung voraus, die Deutschland in den letzten Jahren deutlich intensiviert hat und weiter ausbaut."
Der Kulturrat kündigte an, das Thema mit den maßgeblichen Verbänden im zuständigen Fachausschuss zu beraten. Noch im ersten Quartal 2019 werde man sich positionieren. Für Deutschland ist das Thema von besonderem Interesse, weil auch in dem geplanten neuen Kulturzentrum in Berlin, dem Humboldt Forum im wiederaufgebauten Schloss, ein Großteil der Objekte aus der Kolonialzeit stammt.