Von Storch inszenierte sich mit dem Bild "Heilige Märtyrer von Libyen" von Sarić, um für Thilo Sarrazins neues Buch zu werben. Den Namen des Künstlers nannte sie nicht. Nach einer Unterlassungsaufforderung der Verwertungsgesellschaft Bild und Kunst hat von Storch ihre Posts gelöscht. Den angeforderten Schadensersatz hat der Künstler bislang nicht erhalten.
Herr Sarić, was dachten Sie, als Sie den Tweet von Beatrix von Storch mit Ihrem Bild "Heilige Märtyrer von Libyen" entdeckt haben?
Ein Freund hat mir einen Screenshot gezeigt, ich selbst benutze Twitter nicht. Ich war schockiert und wütend, dass mein Bild benutzt wurde mit einem falschen Narrativ und dem Hashtag Islam.
Inwiefern falsches Narrativ?
Das Bild zeigt die 21 koptischen Christen, die im Februar 2015 von Anhängern des sogenannten Islamischen Staats enthauptet wurden. Das durch Fotos und Videos dokumentierte Geschehen hat mich sehr bewegt. Meine Absicht war es, ein Bild des Martyriums und des Glaubens, den ich vermutlich mit den Opfern teile, zu schaffen. Darum ist auch Christus anwesend. Das Bild ist nicht nur eine Dokumentation der Ereignisse, sondern vor allem ein Bild der Hoffnung. Es hat nichts mit Sarrazins Buch oder anti-islamischer Propaganda zu tun.
Wie ist Beatrix von Storch überhaupt an Ihr Bild gekommen?
Etwa ein halbes Jahr vor dem Post hat Frau von Storch einen Druck über meine Website bestellt. Ich habe sie per E-Mail sehr freundlich gefragt, was ihre Absichten mit dem Bild sind. Auch wenn sie darauf nicht geantwortet hat, wollte ich doch nicht vom Schlimmsten ausgehen und habe die Bestellung wie üblich behandelt.
Zwei, drei Tage nach dem Post hatten Sie auf Ihrer Homepage rund 200 Klicks auf das Bild. Wie die Menschen auf Sie kamen, obwohl von Storch Ihren Namen nicht dazu geschrieben hatte, wissen Sie nicht. Was gab es sonst für Reaktionen?
Viele haben den Post kommentiert, ohne zu wissen, um was für ein Bild es sich handelt. Wenn sie zum Beispiel Frau von Storch nicht zustimmen, lehnten sie automatisch auch mein Bild ab. Unser Umgang mit Bildern ist bedenklich.
Wie meinen Sie das?
Bilder sind eine mächtige Erzählform. Sie können sehr Schönes bewirken oder Kriege verursachen - je nach Kontext. Besonders gefährlich ist das in den sozialen Netzwerken. Die Nutzer werden mit Bildern überhäuft und verbreiten diese oftmals unkritisch und unbegrenzt weiter. Ich wünsche mir, dass die Menschen nachdenken, was sie lesen und sehen, bevor sie Texte und Bilder verbreiten.