Experten aus den ehemaligen deutschen Kolonien haben die Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes zum Umgang mit Raubkunst aus der Kolonialzeit begrüßt. "Museen können Plattformen sein, um das Unrecht der Vergangenheit anzugehen und vielleicht wieder gutzumachen", sagte Nehoa Kapuka vom International Council of Museums (ICOM) in Windhoek (Namibia) am Dienstag in Hamburg. Der im Mai 2018 vom Deutschen Museumsbund veröffentlichte Leitfaden könne dazu ein Schritt in die richtige Richtung sein. Er soll zur Sensibilisierung beitragen und Hilfestellung bei der musealen Arbeit sowie bei Rückgabeforderungen geben.
Die Direktorin des Übersee-Museums in Bremen, Wiebke Ahrndt, sagte, die deutschen Museen hätten noch enormen Nachholbedarf bei der Auseinandersetzung mit ihrem kolonialen Erbe. "Andere Länder sind da schon viel weiter", meinte die Expertin, die den Leitfaden federführend erarbeitet hat. Bisher gebe es zum Beispiel noch keine rechtlichen Grundlagen für die Rückgabe von Raubkunst. "Die Museen tun es auf freiwilliger Basis, weil sie sich moralisch verpflichtet fühlen", sagte die Museumsdirektorin.
Ahrndt, die auch Vizepräsidentin des Deutschen Museumsbundes ist, forderte mehr Stellen für die Provenienzforschung in deutschen Museen. "Dort fehlt es massiv an Stellen, um mögliche Raubkunst aus der Kolonialzeit zu erforschen." Auch die Digitalisierung der Museumsbestände sei noch am Anfang. Dies sei jedoch eine wichtige Voraussetzung, um eventuell Raubkunst aus der Kolonialzeit aufzuspüren.
Die Experten aus zwölf Ländern, darunter auch Samoa und Tansania, hatten zwei Tage lang in Hamburg über den Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialer Herkunft diskutiert. Mit ihrer Hilfe soll der Leitfaden um eine internationale Perspektive ergänzt und - wenn nötig - überarbeitet werden. Im Frühjahr soll dann eine zweite Auflage des Leitfadens in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht werden.