Steffen Krüger, Sie stellen auf dem Barents Festival im norwegischen Kirkenes Röntgenaufnahmen von Lastwagen aus. Wie sind diese Bilder entstanden?
Der norwegische Zoll hat sich diese irre Maschine für den Grenzübergang am Svinesund gekauft, über den der Großteil des Straßenverkehrs ins Land kommt. Man muss sich diese Maschinen wie die Riesenversion eines Flughafenscanners vorstellen. Sie werden in China gefertigt, daher haben sie gleich noch einen Techniker von dort mit herübergeholt, der jetzt auch an der schwedisch-norwegischen Grenze wohnt und guckt, dass alles richtig läuft … Ende 2009 wurde der Betrieb aufgenommen, zwei Monate später fand man in einem Laster ein paar Hundert Kilo Haschisch. Ein Foto davon sah ich in der Zeitung "Aftenposten".
Was hat Sie daran begeistert?
Zunächst einmal die bestechende Ästhetik. Wir haben angerufen beim Zoll, wurden gleich durchgestellt zu dem Menschen am Scanner, und er lud uns ein, vorbeizukommen – so einfach war das. Für unser Projekt, das ich gemeinsam mit Tammo Rist betreibe, interessierten uns dann weniger die kriminalistisch-außergewöhnlichen Bilder, sondern das Stinknormale, die Produkte des täglichen Bedarfs.
Daher der Titel "Metabolismus", also Stoffwechsel?
Je mehr man von diesen Aufnahmen sieht, desto mehr denkt man: Das ist so eine Art Komposit-Bild des norwegischen Stoffwechsels. Die Bilder dokumentieren die Aufnahme und Transformation von Stoffen, die den Gesellschaftskörper aufbauen und aufrecht erhalten. Es geht beim Röntgenbild ja nicht um das Unsichtbare. Das wird immer gesagt, aber das ist ja Quatsch. Es geht um das Versteckte, das Innenleben eines Organismus.
Wie werden die Bilder jetzt gezeigt?
Wir haben die Scans auf Fotopapier gedruckt. Das sind ganz dünne, luftige Drucke ohne Rahmen, passend zur Leichtigkeit und Transparenz der Bilder.
Warum kontrolliert Norwegen seine Grenze überhaupt so streng?
Norwegen ist kein EU-Mitglied, daher werden die Importe und Exporte stark überwacht. Es gibt zum Beispiel auf Milchprodukte, Alkohol und Zigaretten horrende Zölle. Das Land hat Angst um seine Grenzen, und die Barentssee-Region, wo das Festival jetzt stattfindet, hat in dieser Hinsicht eine sehr konfliktreiche Geschichte. Wir präsentieren noch ein zweites Werk, ein Video, das erst entstand, als wir uns die Gegend hier anschauten. Es gibt eine Art Grenzritual an der russisch-norwegischen Grenze, da kommt jeden Morgen ein Soldat von jeder Seite, die geben sich die Hand, der Russe sagt auf Norwegisch „Guten Morgen“ und der Norweger sagt auf Russisch „Guten Morgen“. Und abends sagen sich beide „Gute Nacht“.
Festival Barents Spektakel 2012, Kirkenes, Norwegen, bis 12. Februar 2012. Die gesamte Serie ist auf der Website der Künstler zu sehen
Der norwegische Zoll hat sich diese irre Maschine für den Grenzübergang am Svinesund gekauft, über den der Großteil des Straßenverkehrs ins Land kommt. Man muss sich diese Maschinen wie die Riesenversion eines Flughafenscanners vorstellen. Sie werden in China gefertigt, daher haben sie gleich noch einen Techniker von dort mit herübergeholt, der jetzt auch an der schwedisch-norwegischen Grenze wohnt und guckt, dass alles richtig läuft … Ende 2009 wurde der Betrieb aufgenommen, zwei Monate später fand man in einem Laster ein paar Hundert Kilo Haschisch. Ein Foto davon sah ich in der Zeitung "Aftenposten".
Was hat Sie daran begeistert?
Zunächst einmal die bestechende Ästhetik. Wir haben angerufen beim Zoll, wurden gleich durchgestellt zu dem Menschen am Scanner, und er lud uns ein, vorbeizukommen – so einfach war das. Für unser Projekt, das ich gemeinsam mit Tammo Rist betreibe, interessierten uns dann weniger die kriminalistisch-außergewöhnlichen Bilder, sondern das Stinknormale, die Produkte des täglichen Bedarfs.
Daher der Titel "Metabolismus", also Stoffwechsel?
Je mehr man von diesen Aufnahmen sieht, desto mehr denkt man: Das ist so eine Art Komposit-Bild des norwegischen Stoffwechsels. Die Bilder dokumentieren die Aufnahme und Transformation von Stoffen, die den Gesellschaftskörper aufbauen und aufrecht erhalten. Es geht beim Röntgenbild ja nicht um das Unsichtbare. Das wird immer gesagt, aber das ist ja Quatsch. Es geht um das Versteckte, das Innenleben eines Organismus.
Wie werden die Bilder jetzt gezeigt?
Wir haben die Scans auf Fotopapier gedruckt. Das sind ganz dünne, luftige Drucke ohne Rahmen, passend zur Leichtigkeit und Transparenz der Bilder.
Warum kontrolliert Norwegen seine Grenze überhaupt so streng?
Norwegen ist kein EU-Mitglied, daher werden die Importe und Exporte stark überwacht. Es gibt zum Beispiel auf Milchprodukte, Alkohol und Zigaretten horrende Zölle. Das Land hat Angst um seine Grenzen, und die Barentssee-Region, wo das Festival jetzt stattfindet, hat in dieser Hinsicht eine sehr konfliktreiche Geschichte. Wir präsentieren noch ein zweites Werk, ein Video, das erst entstand, als wir uns die Gegend hier anschauten. Es gibt eine Art Grenzritual an der russisch-norwegischen Grenze, da kommt jeden Morgen ein Soldat von jeder Seite, die geben sich die Hand, der Russe sagt auf Norwegisch „Guten Morgen“ und der Norweger sagt auf Russisch „Guten Morgen“. Und abends sagen sich beide „Gute Nacht“.
Festival Barents Spektakel 2012, Kirkenes, Norwegen, bis 12. Februar 2012. Die gesamte Serie ist auf der Website der Künstler zu sehen