Frank Dunphy hat ein Gespür für Geld und Timing. Vor ziemlich genau zehn Jahren war er maßgeblich an einer Auktion beteiligt, die die Kunstwelt durcheinanderwirbelte: der legendäre Damien-Hirst-Verkauf am 15. und 16. September 2008 bei Sotheby's in London, bei dem der Künstler und sein damaliger Manager Dunphy brandneue Werke an den Galerien vorbei direkt im Auktionshaus versteigern ließen. Während am ersten Tag des Verkaufs der Crash der New Yorker Bank Lehman Brothers die globale Finanzkrise einleitete, brachten die 223 Hirst-Werke einen schwindelerregenden Ertrag von 111 Millionen Pfund ein – eine bis dahin unvorstellbare Summe für einen lebenden Künstler.
So ist es sicher kein Zufall, dass Frank Dunphy und seine Frau Lorna gerade jetzt Teile ihrer eigenen Sammlung auf den Markt werfen. Wiederum bei Sotheby's werden zunächst ab dem 11. September online und am 20. September in London über 200 Werke versteigert, darunter viel von Hirst und anderen Young British Artists wie Tracey Emin und Rachel Whiteread, aber auch Post-War-Klassiker wie ein Dollarzeichen von Andy Warhol (Taxe 200 000–300 000 Pfund) und eine von Lucio Fontana zerschnittene Leinwand von 1961 (Taxe 600 000–800 000 Pfund).
Frank Dunphy und Damien Hirst lernten sich der Legende nach bei einer Partie Billard im Groucho Club in London kennen. Der Finanzspezialist, der vorher Zirkusartisten und Musiker gemanagt hatte, wurde zu Hirsts engstem Berater. Von 1995 bis 2010 war er der Kopf hinter vielen der kühnen Marktstunts des Künstlers, wie zum Beispiel der Versteigerung der gesamten Einrichtung seines Konzept-Restaurants "Pharmacy" im Jahr 2004, die elf Millionen Pfund einbrachte. In der Auktion der Frank and Lorna Dunphy Collection werden neben den von Hirst seriell produzierten butterfly und spot paintings auch individuelle Geschenke des Künstlers feilgeboten, wie eine antik anmutende farbbeschmierte Büste nach dem Vorbild Frank Dunphys (Taxe 25 000–35 000 Pfund).
Zum Grund des Verkaufs lassen die Dunphys verlauten, dass "die Zeit für niemanden stillstehe". Mit der Kunst zu leben sei gewesen, wie mit Freunden zu leben, sagt das Ehepaar. Aber nun sei es Zeit, sich von einigen Stücken zu verabschieden. Der inzwischen 80-jährige Dunphy verschlankt die Sammlung bereits seit einigen Jahren und hat schon einige Werke an Museen gespendet. Obwohl die Jahre der explodierenden Hirst-Preise vorbei sind, wird für die Auktionsposten inklusive der Künstlergeschenke ein Erlös von sechs bis acht Millionen Pfund vorhergesagt. Und wenn jemand Verständnis fürs Geldverdienen hat, dann wohl Damien Hirst.