"May You Live in Interesting Times", das giftige Motto der kommenden Venedig-Biennale könnte auch der Taufspruch von William Kentridge gewesen sein. Nicola Graef hat einen fesselnden Dokumentarfilm über den bekanntesten Künstler Südafrikas gedreht.
Sie hat Kentridge in Johannesburg besucht, zeigt aktuelle Projekte des umtriebigen Künstlers zwischen Oper, Skulptur und Teppichkunst. Ausschnitte aus den schon legendären Animationsfilmen aus Kohle- und Kreidezeichnungen, die seinen Weltruhm begründeten, sind ebenfalls zu sehen. Vor allem aber stellt Graef Künstler und Werk in den historischen Kontext: Seine Eltern, weiße Anwälte, setzten sich für Widerstandskämpfer ein. Als die Apartheid Anfang der 90er fiel, war Kentridge Ende 40. Sein Vater hatte Nelson Mandela vertreten, bevor er der berühmteste politische Häftling Südafrikas wurde und später der erste demokratisch gewählte Präsident des Landes.
So ist "William Kentridge. Südafrika, die Revolution und die Kunst" ein Doppelporträt über Mandela und Kentridge geworden. Dass die TV-Premiere auf den 100. Geburtstag Mandelas fällt, ist kein Zufall. Kentridges Resümee zu Südafrika fällt allerdings ernüchternd aus. Noch zu Lebzeiten, so der Künstler, habe Mandela an Einfluss verloren. Es sei bis heute nicht gelungen, die südafrikanische Gesellschaft zu befrieden.
Kentridge, der den Anteil anderer an seinen Werken stets betont, setzt auf Kollaboration, Kommunikation und darauf, unangenehme Wahrheiten freizulegen. Eine große Persönlichkeit steht im Mittelpunkt eines Films, der Lust auf seine Kunst macht.