Schon am Auktionspult wird deutlich, dass das Auktionsgeschäft männerdominiert ist: Den Hammer haben hier meist die Männer in der Hand. Nun ist in Großbritannien ein neues Gesetz in Kraft getreten, das Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern verpflichtet, die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen zu veröffentlichen – darunter die großen Auktionshäuser. Und siehe da: Der gender pay gap beträgt bei Bonhams 36,7 Prozent, bei Christie’s 25 Prozent und bei Sotheby’s 22,2 Prozent. Die Zahl bezieht sich auf mittlere Stundenlöhne der Angestellten. Durchschnittlich beträgt dieser Einkommensunterschied in Großbritannien 9,7 Prozent; die großen Auktionshäuser agieren also deutlich frauenfeindlicher als der Durchschnitt der Arbeitgeber.
Die Benachteiligung von Frauen wird auch bei der Besetzung der Top-Positionen sichtbar, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. In dem einkommensstärksten Viertel der Angestellten bei Bonhams finden sich 27 Prozent Frauen, bei Christie’s sind es dagegen 43 Prozent, bei Sotheby’s 47,6 Prozent. Gegenüber "The Art Newspaper" bestätigte eine Sprecherin von Bonhams, dass es ganz offensichtlich in ihrem Unternehmen noch viel zu tun gebe. Man arbeite daran, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Auch bei Sotheby’s sieht man sich in der Verantwortung, Frauen mehr zu fördern.
Wie repräsentativ die Zahlen der Auktionshäuser für den Rest der Kunstmarktindustrie sind, darüber kann man nur spekulieren. Als kleinere Unternehmen sind die britischen Galerien nicht verpflichtet, ihre Zahlen herauszugeben. In den öffentlichen Museen liegt der gender pay gap dagegen durchgehend unter zehn Prozent. Die Tate hat sogar eine umgekehrte Schieflage zu vermelden: Hier sind 70 Prozent der Angestellten in der höchsten Gehaltsgruppe weiblich. Schade nur, dass entsprechende Zahlen in Deutschland bislang nicht bekannt sind.