Als 2016 ein Polizist im US-Bundesstaat Minnesota Philando Castile in seinem Auto erschoss, war das einer von vielen Gewaltakten gegen Schwarze in jenem Sommer. Die Freundin des Getöteten, Diamond Reynolds, streamte die Tat live auf Facebook. "Es ist pervers, bei solchen Videos von einem Genre zu sprechen", sagt Luke Willis Thompson. Aber die Videos der Gräueltaten ähneln einander: verwackelt, unscharf, mit dem Handy aufgenommen. Als Gegenstück wollte der Künstler mit Reynolds einen Film machen, Titel: "autoportrait". Auf 35 mm zeigt die Arbeit die junge Frau, in ruhigen Einstellungen, zu betrachten im abgedunkelten Galerieraum, aber vor allem: nur offline. So, als sollte sie mit seiner Hilfe die Kontrolle über ihr Bild zurückgewinnen.
Der 1988 in Auckland geborene Absolvent der Städelschule zeigt sein nächstes Projekt "_HUMAN" in der Kunsthalle Basel. Im Zentrum der Schau steht wieder ein 35-mm-Film, eine Hommage an den Künstler Donald Rodney, der seinerseits die schwarzen Opfer von Polizeigewalt dargestellt hat. Thompson nimmt Bezug auf Rodneys Fotografie "In the House of My Father". Das Bild zeigt ein winziges Haus, geformt aus der Haut des Künstlers, kurz bevor er 1998 an den Folgen einer Erbkrankheit starb. Thompson möchte herausfinden, was durch seine Aneignung mit dem Mitgefühl gegenüber Rodney und seinem Werk passiert.