Aus politischen Gründen

Schafhausen verlässt Kunsthalle Wien

Nicolaus Schafhausen verlässt Wiens Kunsthalle - aus politischen Gründen. Der Deutsche ortet unter der neuen rechtskonservativen Regierung in Österreich zu wenig Rückhalt für mutige Kunst

Aus Protest gegen das politische Klima in Österreich legt der deutsche Direktor der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen, seinen Posten vorzeitig nieder. "In der derzeitigen nationalistischen Politik in Österreich und der europäischen Situation sehe ich die Wirkungsmächtigkeit von Kulturinstitutionen wie der Kunsthalle Wien für die Zukunft infrage gestellt", begründete der 53-jährige Düsseldorfer am Mittwoch seinen Schritt. Seinen bis 2022 laufenden Vertrag beende er Ende März 2019. Schafhausen war seit 2012 Chef der Kunsthalle in Wien.

Es bedürfe in Zeiten rechtspopulistischer Bewegungen eines wesentlich stärkeren Rückhalts vonseiten der unabhängigen staatlichen Institutionen und Verwaltungen für Kulturinstitutionen, forderte Schafhausen von der rot-grün regierten Hauptstadt eine klare Haltung. Seit Dezember 2017 regiert in Österreich auf Bundesebene eine Koalition aus konservativer ÖVP und rechter FPÖ. Er selbst wolle künftig außerhalb der gängigen Institutionen arbeiten, so der Kunstmanager.

Die Kunsthalle Wien präsentiere ein für Wien einzigartiges Programm aus internationaler Gegenwartskunst und zeitgenössischem Diskurs - und sei anfangs damit durchaus auf Widerstand gestoßen, hieß es. Mit "Kate Newby. I can't nail the days down" widme das Haus aktuell der neuseeländischen Künstlerin ihre erste institutionelle Ausstellung in Österreich. Zu den Programmpunkten 2018 gehöre auch die Überblicksausstellung des deutschen Künstlers Olaf Nicolai, "There Is No Place Before Arrival", und die thematische Gruppenschau Antartika. Die beiden Standorte der Kunsthalle gehören nicht zu den Besuchermagneten. Sie verzeichnen rund 250 Besucher täglich.

Bevor er die Kunsthalle Wien übernahm, hatte Schafhausen einst die Galerie Lukas & Hoffmann gegründet, wo er späteren Kunststars wie Olafur Eliasson oder Carsten Höller zum Durchbruch verhalf. Von 1995 bis 1998 leitete er das Künstlerhaus Stuttgart. 1999 wurde er Direktor des Frankfurter Kunstvereins. Er kuratierte zweimal den deutschen Beitrag zur Biennale in Venedig.