Ein Esel ohne Ohr, in Flammen aufgehende Plattenbauten, ein überdimensionaler Hammer auf einer verschneiten Landstraße – das Bilderuniversum von Taiyo Onorato und Nico Krebs ist wunderbar merkwürdig. In ihren Fotografien und Filmen mischen die Schweizer zufällig Gesehenes mit bewusst Konstruiertem und sorgen für jede Menge Irritation.
Wie kommt die Autobahn in die Wüste? Indem das Künstlerduo einen Straßenabschnitt aus Pappe auf einem Stativ in die Landschaft stellt und nur durch den Blickwinkel der Kamera den Eindruck entstehen lässt, dass sich dieser durch die Wüste schlängelt. Nicht durch Photoshop (die Künstler arbeiten ausschließlich analog), sondern durch die Verschiebung von Perspektiven schaffen die beiden neue Realitäten und unterwandern so klug und humorvoll unser Vertrauen in die Fotografie. Im Berliner Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst sind aktuell Werkgruppen von Onorato und Krebs aus den letzten zehn Jahren zu sehen.
Die Arbeiten der 1979 geborenen Künstler entstehen vor allem auf Reisen. Während sie für "The Great Unreal" (2005–09) unsere klischeebehafteten Vorstellungen des amerikanischen Traums auf den Kopf stellten, indem sie Pommes auf dem Grand Canyon pflanzten und die Abgründe idyllischer Wohnsiedlungen ans Licht kommen ließen, führte ihre jüngste Serie "Continental Drift" (2013–16) die Künstler Richtung Osten: In Zentralasien und der Mongolei besuchte das Duo Gegenden, für die
es weitaus weniger klischierte Bildvorstellungen gibt.
Am Ende erscheint die Wüstenautobahn im vermeintlich vertrauten Amerika aber genauso fremd wie das Wasser speiende bunte Steingebilde im mystischen Osten. Beide Bilderwelten sind für uns völlig neue, geschaffen durch die Kamera von Onorato und Krebs.