Der Documenta-Aufsichtsrat sei bei einer Sitzung am Donnerstag dem Vorschlag der Findungskommission einstimmig gefolgt, heißt es aus internen Kreisen. Nach Ostern soll die Personalie offiziell vorgestellt werden.
Die Wahl sei laut einem Kommissionsmitglied auf den Kurator gefallen, weil er krisenerprobt sei und sich durchzusetzen wisse. Dem Kosmopoliten sei in Berlin eine neoliberale, postmoderne Beliebigkeit vorgeworfen worden. Die vergangene Documenta-Ausgabe hingegen sei für ihre politische Agenda, mangelnde Vermittlung und ihren Fokus auf Minderheiten kritisiert worden. Was lag also näher, so das Kommissionsmitglied, "als den global-vernetzen Dercon, der ein Händchen für populäre Ausstellungen bewiesen hat", zum Documenta-Leiter zu nominieren. "Zudem trauen wir dem erfahrenen Kulturmanager zu, im vorgegeben Etatrahmen zu bleiben." Die Documenta 14 unter Leitung von Adam Szymczyk wurde mit einem Millionendefizit beendet.
Der 1958 geborene Dercon war bereits 1994 für die künstlerische Leitung der Documenta X nominiert. Für die Documenta 14 saß er in der Findungskommision. Als Unterzeichner eines offenen Briefes an den Documenta-Aufsichtsrat hat er auch nach dem Ablauf der Documenta 14 ein Interesse an der Weltkunstausstellung gezeigt.
Die 15. Documenta findet vom 18. Juni bis zum 25. September 2022 in Kassel statt. Wann genau Dercon, dessen Vertrag eigentlich noch über vier Jahre an der Volksbühne vorsah, sein neues Amt antritt, steht bislang nicht fest. "Diese Personalentscheidung muss keine Einbahnstraße sein", betont das Kommissionsmitglied. "Adam Szymczyk könnte die Lücke in Berlin perfekt ausfüllen."
Update 2. April: April, April!