Kurz nach der Erbauung wollte man den "Kunstbunker" am liebsten gleich wieder abreißen: Fünf Professoren der Düsseldorfer Kunstakademie, darunter ihr späterer Rektor Norbert Kricke, forderten 1967 den Abriss der Kunsthalle. "Das Biest muss wieder weg", äußerte Kricke im "Spiegel".
Heute hat man sich mit dem "Klotz" zum Glück mehr als arrangiert und die verspätete Anerkennung brutalistischer Betonbauten hat auch die Kunsthalle nicht ausgespart.
In der Ausstellung "Akademie [Arbeitstitel]" ist das Material der Hülle, der Beton, für viele Künstler_innen ein genauso wichtiger Anknüpfungspunkt an die eigene Arbeit wir ihr Inhalt, das Archiv.
Christian Odzuck und Johannes Bendzulla haben für die Ausstellung eine gemeinsame Arbeit aus ihrem persönlichen Archiv geholt. Schon 2007 stellte Odzuck sich die Frage, wie die Düsseldorfer Innenstadt durch Beton umgestaltet werden könnte. Das Projekt Düsseldorf soll schöner werden ist eine utopische Reflexion über Stadtplanung und Urbanistik. Er schlägt darin vor, die gesamte Altstadt zu sprengen und mit Beton auszugießen, nur ein paar essenzielle Gebäude sollen stehen bleiben: Die Kunsthalle, das Schmela-Haus, der Schlossturm am Rheinufer, der "schiefe Turm" von St. Lambertus, der Wassergraben am Filmmuseum und das Wilhelm-Marx-Haus, das erste Hochhaus Deutschlands aus dem Jahr 1922. Bendzulla setzte den Entwurf damals malerisch um. An der Wand im Foyer hängt diese utopische Vorstellung nun als großformatiger Druck auf LKW-Plane, ein "Re-enactment", das an Aktualität nichts eingebüßt hat. Ein Gegenentwurf zur Abriss-Euphorie so mancher Stadtplaner?
Oben im Seitenlichtsaal zeigt Katharina Keller ihr persönliches Archiv aus Holzornamenten, die in Sibirien traditionell zum Schmuck von Holzhäusern verwendet werden. Quer durch Russland, von Moskau bis Wladiwostok wiederholen sich immer dieselben Formen, wie aus einem Baukasten. Die Künstlerin, die an der Kunstakademie Düsseldorf studiert, hat die verschiedenen Ornamente fotografisch dokumentiert und archiviert, dann in Holz nachgebildet und anschließend in Beton gegossen. Ihre Arbeit untersucht die Universalsprache der Architektur, die in diesem Fall durch die Ornamentik ausgedrückt wird, ähnlich wie das Formenrepertoire brutalistischer Betonbauten, dass sich überall auf der Welt in verschiedenen Ausprägungen finden lässt. In direkter Sicht auf Fassadenelemente aus Beton an der Kunsthalle rückt sie die traditionelle russische Architektur in Bezug zur modernen Architektur der 60er Jahre.
Bleibende Spuren aus Beton hat die Gemeinschaftsarbeit von Sebastian Bathe und Stephan Görke (barke und barke) hinterlassen: ihre Betonbank, die während der Dauer der Ausstellung auf dem Grabbeplatz aufgebaut war, wurde kürzlich abgerissen und in ihre Einzelteile beziehungsweise -brocken zerlegt im Foyer der Kunsthalle deponiert. Ein Trümmerfeld, das über die Funktion und Nutzung, die Aufwertung und Vernachlässigung öffentlicher Plätze nachdenken lässt.
Leonie Pfennig