"Postkarten zeichnen, macht die Finger warm für die Tagesarbeit, das ist Zweck der Übung", schrieb der Hamburger Künstler Horst Janssen an seinen Freund, dem Wirtschaftsjournalisten Johannes Gross. Auf der Vorderseite der Karte ist eine bunte Zeichnung Janssens. Die beiden hatten einen regen Briefwechsel, dessen Inhalt oftmals kaum anders klingt als Nachrichten, die heute via Smartphone verschickt werden.
Künstlerpostkarten spielten in der Kunst des 20. Jahrhunderts ihre ganz eigene Rolle. Brieffreundschaften zwischen Künstlern, Galeristen oder Sammlern waren keine Seltenheit. Die jungen Künstler der Brücke-Generation machten das, was man heute schnell als Foto über das Handy verschicken würde: Sie versendeten kleine Zeichnungen per Postkarte, um Entwürfe und Ideen von aktuellen Werken zu teilen. Die Karten erzählen dabei nicht nur vom Werk der Künstler, sondern geben auch Einblick in ihr soziales Umfeld.
Für die jungen Expressionisten war manches Miniaturmotiv eine Ideenskizze für spätere Gemälde. Der Konzeptkünstler Joseph Beuys erklärte die Postkarte selbst zur Kunst – um Publikumsnähe zu erreichen, produzierte er Filz- und Holzpostkarten. Der Amerikaner Sam Francis schaffte sogar ein Action-Painting im kleinen Format.
Wir präsentieren oben in unserer Slideshow einige Bilder von Exponaten aus der Ausstellung in der "Schöne Grüße. Künstlerpostkarten" in der Galerie Ludorff.