"Sehen Sie, wenn im Ausland ein Präsident gewählt wird, wird die deutsche Presse laut, eine Presse, die ja konform ist wie das 'Neue Deutschland'. Dann wissen wir es wieder einmal besser, Trump ist der Falsche, Kaczyński und Orbán auch", sagte Baselitz, einer der wichtigsten deutschen Künstler, in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag). US-Präsident Donald Trump werde in Deutschland vorschnell verurteilt. Er agiere, "wie ein vernünftiger Politiker heute agieren muss", meinte Baselitz: "Er versucht seine Versprechen durchzusetzen."
Auch die Künstler in Deutschland seien angepasst, kritisiert der Maler, der am Dienstag (23.1.) 80 Jahre alt wird. Sie seien "zu Interpreten innerhalb dieses Staates geworden": "Einst folgten die Künstler dem, was die Kirche ihnen befahl, heute folgen sie dem, was die Demokratie befiehlt. Damit geht aber das verloren, was Kunst wichtig macht: der Widerspruch."
In Deutschland fühle er sich nicht mehr wohl und sicher, deshalb wohne er in Österreich, sagte Baselitz. Aus der deutschen Demokratie sei eine Autokratie geworden. "Wir leben keineswegs in einer Demokratie, wir leben unter dem falschen Begriff der Demokratie."