Gleich im Treppenhaus, bevor es in den Kinosaal geht, stellt sie sich den BesucherInnen entgegen, verstellt sich und zieht sich zurück. Statt die Leinwände – ein gesammeltes Archiv von Werken der Studierenden aus dem Jahr 2017 – an der Wand zu verteilen, sind sie, ähnlich wie in einem Schaulager, an der Seitenkante des Keilrahmens an der Wand befestigt, dicht an dicht nebeneinander, so dass ein Betrachten einzelner Arbeiten kaum möglich ist. 126 Werke von 21 KünstlerInnen auf 17 Meter Wand komprimiert. 126 Werke, die vielleicht nicht ursprünglich mit der Absicht gemalt wurden, in einer Institution wie der Kunsthalle ausgestellt zu werden, es nun aber sind – ohne jedoch erkennbar und unterscheidbar zu sein. ".zip" heißt die Installation und spielt damit auf das digitale Format an, mit dessen Hilfe mehrere Dateien unterschiedlichen Typs weitestgehend verlustfrei komprimiert und möglichst effizient zusammengefasst werden können.
Im Kinosaal bespielen Felicia Dürbusch, Valentino Magnolo und als Duo sowie mit einzelnen Werkreihen Malte Frey und Julian Reiser die Wände. Felicia Dürbuschs abstrakte Formen sehen aus wie aus feuchter Farbe auf der weißen Leinwand zusammengesteckt. Nicht zufällig erinnern sie an etwas zwischen Körper- und Maschinenteil: Als Vorlage für die Bilder dienten Prothesen.
Auf ein Ping-Pong-Spiel haben sich Malte Frey und Julian Reiser eingelassen: Auf drei metallenen Ausstellungsregalen hängen 120 kleine Leinwände, die ein wildes motivisches Durcheinander zeigen. Jedes Bild ist das Ergebnis einer Aufgabe, die die beiden Künstler sich gegenseitig gestellt haben: Male ein langweiliges Bild, male mit einem Edding auf einer Stelle der Leinwand, bis entweder die Leinwand ein Loch hat oder der Edding leer ist, oder male dich selbst beim Malen aus der Perspektive einer Ameise.
Was ist der andere bereit zu tun? Wer ist am Ende der Urheber? Wer bestimmt, was gut und was schlecht ist? Und letztlich, was ist noch ein Bild, wann ist es noch Kunst? Inhalt und Form stehen vorab fest, was am Ende für ein Bild herauskommt, bleibt völlig offen.
Text: Leonie Pfennig