Bei einem Selbstporträt von Lovis Corinth ist er zum ersten Mal schwach geworden. Rudolf Zwirner, bei dem er gerade zu arbeiten anfing, hatte es 1965 aus den USA nach Köln mitgebracht. Thomas Borgmann zahlte 500 Mark. Den Start des Kunstmarkts Köln, des Vorgängers der Art Cologne, erlebte er zwei Jahre später als dessen erster Sekretär. Verkaufen und selbst sammeln standen fortan auf der Agenda des Junggaleristen – und regelmäßige Besuche im nahen Amsterdam.
Das Stedelijk Museum sei "ein Entkommen in die Zukunft" gewesen, so Borgmann, "und zeigte, was man an Unvoreingenommenheit erreichen konnte. Im Stedelijk konnte man Kunst der Avantgarde sehen und auch, wie ein progressives Museum geleitet wurde." Jetzt hat Borgmann selbst mit seiner 217 Werke umfassenden Schenkung zum zeitgenössischen Profil seines Lieblingsmuseums beigetragen – und konnte doch die dazugehörige Ausstellung nicht richtig feiern wegen des Skandals um Ex-Direktorin Beatrix Ruf: Beide blieben der Eröffnung fern.
Dabei dürfte das, was nun im Stedelijk präsentiert wurde, vor allem rheinischen Museen die Tränen des Neides in die Augen treiben. Zwar hatte Borgmann, ab 1985 nur noch als Sammler unterwegs, Ende der 80er als einer der ersten Deutschen Jeff Koons und Cindy Sherman angekauft. Doch viele dieser Werke machten irgendwann Platz, als er die neue Kunst der 90er unterstützte, zeitweise an der Seite von Gisela Capitain, der er 1993 für ihr Galeriedebüt seinen Namen auslieh, ohne jedoch wirklich tätig zu werden.
Thomas Eggerer, Jutta Koether, Lucy McKenzie, Paulina Olowska, Heimo Zobernig oder Cerith Wyn Evans gehörten zu seinen bevorzugten Künstlern der folgenden zwei Jahrzehnte. Sie sind jetzt mit jeweils einem eigenen Raum in der Ausstellung "Jump into the Future – The Borgmann Donation" zu sehen. Zum Paket gehört ein Ankauf, bei dem es sich um die gleich am Eingang platzierte Installation "Subject Driven" von Matt Mullican und Michael Krebbers Serie "Aspirin" handelt. Hinzu kommen erstklassige Leihgaben von Isa Genzken und Martin Kippenberger.
Der Parcours durch die Generationen-WG glückt mit erstaunlicher Leichtigkeit, wenn Cosima von Bonin in ihr verspiegeltes Stoffpuppen-Kletterhaus einlädt und Wolfgang Tillmans sein Reich mit Selbstporträts bespielt. Dass Borgmann auch ein Meister des Understatements ist, beweist er mit einem Schlusswort im Katalog: Die Schenkung stelle "eine gewisse Periode künstlerischer Entwicklungen dar und wurde von einem Idioten zusammengestellt".